Rund um die Adria / weitere Fotos

subaru_0393.JPGEigentlich haben wir diese Fahrt so nicht geplant. Theoretisch sollte es nach Kasachstan gehen, aber die Kasachen sind nicht so unbürokratisch beim Ausstellen der Visa, wie wir das von den Aserbaidschanern gewohnt sind, daher mussten wir kurzfristig umplanen und haben uns Albanien und Mazedonien als Ziele auserkoren; leider aber auch für diese Ziele nicht alle Vorbereitungen getroffen, die notwendig geworden eiche_0390.JPGwären (keine grüne Versicherungskarte).

Aber jetzt der Reihe nach: Nachdem klar war, dass Kasachstan ausfallen musste, haben wir Albanien und weitere osteuropäische Ziele anvisiert und sind am 7. Oktober 2011, nachts gestartet.

Der Subaru von Silke war das Fahrzeug der Wahl: alt, verbeult, geländeerprobt, geräumig, mit einem Loch im oberen Tankbereich und für unsere Zwecke genau richtig (weil unkaputtbar und 100% diebstahlungeeignet).

Was wir wollten: Pferde aus Ländern sehen, wo sie noch ziemlich urtümlich gehalten und für Transport und Landwirtschaft eingesetzt werden, nebenbei auch die urigen, unverbauten, originalen Landschaften mitsamt Bewohnern und Pflanzen-, bzw. Tierwelt erfahren.

Die ersten 1000 km waren unspektakulär, was unsere Ziele betraf: esel_0416.JPGSüddeutschland, Österreich, Slowenien und selbst Kroatien boten zunächst keine andere Flora und Fauna als unsere eigene. Das einzige, was uns nicht überraschend traf, war Schnee in den slowenischen Alpen. Silke hatte immerhin mal vorsichtshalber Schneeketten eingepackt (Verena hat sich um den anderen Sicherheitskram gekümmert: Leuchtwesten, Abschleppseil, Überbrückungskabel und Taschenlampen. Aber davon brauchten wir Gott-sei-Dank nichts).

Und bis Südkroatien haben wir nicht einmal ein einziges Pferd zu sehen bekommen. Zwei Esel waren bis dahin alles an Vierbeinern. Dass Kroatien sooooooooooo lang ist, ist uns erst jetzt richtig bewusst.

„Kein einziges Pferd“ stimmt nicht so ganz, da wir doch reiter_0474.JPGPferde sehen konnten. Pferde in Stein gehauen, mehr als 2000 Jahre alt: mitten in Kroatien haben wir einen „Zeltplatz“ erwischt, der eine ganze Reihe von Monolithen offenbarte, einer schöner als der andere und die allermeisten hatten Reiter und Pferde als Motiv. Das heißt reiter_0475.JPGdoch im Klartext, dass Kroatien seit altersher ein Pferdeland war/ist. Wo sind sie denn geblieben?

Von Kroatien nach Bosnien wäre der einfachste Weg nach Skopje geworden. Doch leider haben wir Europäer nicht mit den gängigen Grenzformalitäten in Europa gerechnet: grüne Versicherungskarte, anderenfalls eine Versicherung für 3 Tage und 50 Euro abschließen. Das alleine ist sicher kein Problem, nur, was ist, wenn dies in den anderen Ländern (Mazedonien, Albanien) genauso läuft? Verena hatte zu allem Überfluss nicht nur ihre Wanderschuhe, sondern auch ihr zweites Portemonnaie mit den Euros zu Hause vergessen und war von daher fast ausschließlich auf ihr Plastikgeld angewiesen. Silke hatte im Gegenzug zwar Flüssigmittel, hatte jedoch fürs Ausland keine geeignete Scheckkarte. Was soll´s. Wir sind beide gut im Improvisieren, also Anruf zu Hause und Thilo besorgte die Versicherungskarte, scannte sie ein und schickte sie digitalisiert nach Dubrovnik, wo Verena sie in einer Hotelrezeption abrief und dort auch ausdruckte. Damit kamen wir zumindest problemlos (!!!) nach Albanien, allerdings anschließend nicht nach Mazedonien. Die haben das Original sehen wollen, anderenfalls – siehe oben.

toelt09179.JPGNach Albanien zu fahren ist echt der Hammer. Auf der halben Wegstrecke gelangte ich zu der Überzeugung, wir seien vom Weg abgekommen und führen auf unwegsamen Gelände einfach so in die Pampa. Erst spät stellte sich heraus, wir waren tatsächlich auf dem Weg nach Albanien. Auch der zahlenmäßig enorme Anstieg an Vierbeinern zeugte davon, dass wir absolut auf dem richtigen Weg waren. Die Pferde liefen einfach so an der Straße, entweder gehobbelt oder ohne irgendwelche Anbindemöglichkeit, einige waren auch bei der Arbeit, zogen, einachsige Karren, waren mit Holzreisig bis zum Überquellen beladen oder trugen ihre Besitzer von A nach B. Einmal lag auch eins tot am Straßenrand. faehre09157.JPG

Was uns dabei auffiel: alle Pferde waren sehr schmal, relativ klein, aber edel und konnten auch meist Pass oder Tölt. Pferde, die größer und massiver waren, waren in der Regel Kreuzungen mit Arabern aus Topolcianky, Lippizanern aus dem ehemaligen Jugoslawien, oder Nonius aus Österreich. Die Haltung dieser Pferde war überraschend einfach: entweder war die Grasnarbe (so vorhanden) vom Straßenrand die Futterquelle, oder sie lebten auf Hinterhöfen mit allerlei Gerümpel, Schrott, Müll und zusammen mit Hunden und Katzen. Auch Hengste waren darunter, die, wenn sie nicht decken sollten, einfach an den bilateralen Beinen zusammen gekettet wurden, um ein Aufspringen zu unterbinden. Auch Hobbeln ist gang und gäbe.

 

 

Es gab auch Pferdeherden, die ein etwas erfreulicheres Dasein hatten. Einer der Gäste unseres Hoteliers nahm sich extra für uns einen halben Tag frei und fuhr mit uns (das ist für Albaner billiger, weil die Polizei von ausländischen Fahrern nur selten „Kaffeegeld“ fordert (das ist uns einmal passiert, bis der Polizist merkte, dass er von uns kein „Zusatzeinkommen“ erhoffen durfte).

Mit einer atemberaubenden pferde09185.JPG„Fähre“ setzten wir über einen kleinen Fluss und landeten auf der riesigen Weide, auf der etwa 40 Pferde grasten: meist Stuten mit Fohlen, sowie Jährlinge. Zwei der Jährlinge wurden eingefangen und nach Hause geholt.

Wie bereits erwähnt, waren sowohl Bosnien als auch Mazedonien für uns gestrichen. Daher haben wir uns spontan entschieden, von Vlore nach Brindisi überzusetzen und haben dies auch so durchgeführt. Der zweite Teil unserer Adriarundfahrt verlief dann auf der italienischen Seite: vom Stiefelabsatz bis Südtirol.

Apulien war traumhaft: Meer, Oliven, Wein, Kakteen, Sandstrände und sogar eine günstige Herberge. Silke nahm sich einen Tag für das Naturreservat Olivenbäume in Apulien. Allerdings keine Pferde. Die kamen erst später in Gargano.

Da Silke während ihres Studium das Naturreservat „Gargano“ (Betonung auf dem zweiten a!!!!) einmal wegen des Missverständnisses „vier Uhr = 16.00 Uhr“ um 12 Stunden verpasst hatte, holte sie dies jetzt nach. Wir fanden dort auch Pferde: ganz andere als in Albanien: schwerer, massiger, größer. Aber auch deren „Weide“ verdiente diesen Namen eigentlich nicht, es war eine Steinwüste, auf der ab und zu mal ein grüner Halm zu sehen war. Allerdings fand Silke dort wundersamerweise Rosmarin in rauen Mengen und auch mehrere Knochen eines Pferdeskeletts, von dem sie den Kopf als Trophäe mitnahm. Den Rosmarin verarbeiteten wir –wie bereits mehrfach auf dieser Tour erprobt- mit anderen Zutaten zu einem sehr schmackhaften MIttagessen.

Weitere Pferde waren auch im Verlauf dieser Italienreise in den Abruzzen, sowie in der Toscana und natürlich am Ende unserer Tour in Südtirol wieder zu sehen. Außer den Südtiroler Pferden unseres Mitglieds Udo Dietl waren aber die anderen Pferde ohne Schildchen, auf denen Name und Rasse zu lesen waren. Wir waren also auf Vermutungen knochen_1453.JPGangewiesen. Schön war´s trotzdem und Kasachstan ist deshalb auch noch nicht abgeschrieben, nur verschoben.

Verena Scholian