Zur Geschichte der Karabaghen

In einer Rassebeschreibung über Achal-Tekkiner fanden wir folgende Informationen über den Karabaghen. Geschrieben hat den Artikel Frau Elena Wolkowa, und hier ist eine kurze Inhaltsangabe, die das Wichtigste enthält. Auch hier wird der Karabagh als das schönste und edelste Pferd aus dem Kaukasus erwähnt, welches auch in Persien und Rußland hochgeschätzt war. Dorthin gerieten sie als Kriegsgaben oder Siegesbeute und wurden auch als Perserpferde bezeichnet. Im vergangenen Jahrhundert herrschte die Meinung, dass der Karabagh keine reine arabische Abstammung hat, sondern eine turkmenisch – arabische. Nur W. Firsow hat die Theorie vertreten, dass der Karabagh ein Nachkomme des turkmenischen Argamak ist, der von den Osmanen in den Kaukasus gebracht wurde. Das Gebiet des Karabaghs gehörte noch um die Mitte des ersten Jahrtausends vor unserer Zeit zu der Zone, in der sich Pferde der altertümlichen Midia, Parfia und Baktria verbreiteten. Dieses Gebiet umfaßte Teile des heutigen Persiens, des Iran und Aserbeidschans. Man könnte also annehmen, dass sich diese altertümlichem Vollblutpferde in dem Karabagh bewahrt haben. Die wichtigsten und besten Züchter waren die Khane, aus ihren Gestüten kamen die edelsten Pferde.

Die Feudalherren Aserbeidschans und Persiens tauschten miteinander Geiseln aus, diese sollten Überfälle von den Nachbarn verhindern. Ein Geisel des Persers Nadirschah, der aus Karabagh stammende Pan, konnte aus Teheran fliehen und hat sich in seiner Heimat als unabhängiger Khan ausrufen lassen. Während seiner Flucht konnte er eine Herde des Schahs erbeuten und mitnehmen. Unter diesen Pferden befand sich der Hengst Mejmun, den wir aus dem Stutbuch der Karabachen als Karabagh kennen. Hier ist er als Araber beschrieben. Der Perser Nadirschah, gebürtiger Turkmene, sollte nach einem Kriegszug im Jahre 1740 seinen turkmenischen Kriegern etwa 6oo arabische Vollblutstuten geschenkt haben.

Aber es stellt sich die Frage, ob es wirklich arabische Pferde waren, obwohl er selbst Turkmene war und sein Gestüt nahe der turkmenischen Grenze lag. Waren es auch wirklich 6oo oder nur 6 Pferde? 1797 kam der Perser Schah Agamamed in einer Schlacht ums Leben und seine ganze Reiterei geriet in die Hände des Khans Igragim, ein Sohn des Khan Pan. -Zu diesem Zeitpunkt kam der Hengst Gyrif in das Gestüt des Khans. Dieser könnte sowohl ein Araber als auch ein Karabagh sein. Der Hengst Karny – Ertych, ein Sohn des Giryf, ist uns aus dem Stutbuch der Karabaghen auch als Karabagh bekannt. Kehren wir noch einmal zu der turkmenischen Abstammung des Karabaghen zurück. Der Achal – Tekke wurde zum klassischen Typvertreter des Renners. Er wurde langbeinig, stämmig mit tiefer Brust und langer Kruppe. In seiner Gestalt überwiegen lange gerade Linien, ähnlich wie bei Windhunden und Geparden, auch Tiere, die sehr schnell auf kurzen Distanzen sind. In Karabagh verlor das Pferd diese Eigenschaften, behielt aber andere Rasseeigenschaften und Merkmale der altertümlichen Abstammung. Im Gebirge brauchte das Pferd vor allem gute Wendigkeit, Ausdauer und die Fähigkeit zum schnellen Anhalten. Der Keghlan bekam eine rundere, geschlossenere Form mit kürzerem Hals und Kopf. Hiermit steht der Keghlan dem Araber näher, obwohl er sich durch eine gewisse Eckigkeit auch von diesem unterscheidet; auf seinem geraden Hals hielt er jedoch seinen Kopf hoch und wirkte damit größer als der Araber. Auch ist wieder erwähnt, dass die Engländer 1823 6o Karabaghstuten für viel Geld bei dem Khan Mechti Kuli einkauften und 1826 die Perser Karabagh überfielen und die dortigen Gestüte große Verluste erlitten. Die Perser nahmen viele Pferde als Beute mit. Als der Oberst Diterich, ein großer Liebhaber der Keghlane, mit dem Auftrag nach Osten reiste, arabische Hengste zur Verbesserung der Karabaghen einzukaufen, kam er ohne Araber zurück. Er begründete dies damit, dass er bei seiner Reise durch Persien, Arabien und in der Türkei keine Pferde fand, die besser in ihrer Form und ihren Eigenschaften wären als der Keghlan.

Der Karabaghe hatte großen Einfluß auf die Pferdezucht im Kaukasus. Unter seinem starken Einfluß entwickelte sich die Rasse Deliboz in Aserbeidschan. Ebenso trug er in dem selben Maße wie der Araber und Tekkiner zur Entstehung des Kabardiners bei. Ebenso waren die Keghlane an der Entstehung der Rassen Don, Streletzker und Rostoptschiner beteiligt. Manche der nicht sehr großen persischen Hengste, die in europäische Gestüte kamen und zur Gestaltung der Orlows, der Trakehner und auch anderer Rassen beitrugen, konnten durchaus Karabaghhengste gewesen sein. Denn wie wir vorher gelesen haben, konnten Perser entweder Tekkiner, Karabaghen oder arabische Vollblüter gewesen sein. Oder auch ihre Kreuzungen mit nicht rassigen Pferden. Am stärksten hat sich der Keghlan in der Donrasse vererbt. Sie hat ihren charakteristischen Typ und die östliche Natur vom Karabaghen, diese Eigenschaften unterscheiden die Donrasse wesentlich von anderen Halbblutrassen. An den Don kamen die Keghlane und die Perser im 18. Jahrhundert.

Unter den russischen Züchtern gab es viele Anhänger, doch auch Gegner dieser Pferde. Sie behaupteten, dass diese zu zart und dadurch für die Kavallerie wenig nützlich wären. Doch im Jahre 1867, auf der Weltausstellung in Paris, begeisterte der Karabagher Hengst (Chan) viele durch seine Schönheit und seine feste, abgerundete, korrekte Form.

Verena Scholian

 

 

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