Reise nach Aserbaidschan Herbst 2003 - (einige Bilder)

Erster Tag - Abreise um Mitternacht am 19. 10. 2003

Am  19.10.03 soll endlich mein Traum war werden, die Reise nach Aserbaidschan, in die Heimat der Karabaghen. Ein wenig mulmig ist mir ja schon ab dem Zeitpunkt, als ich Verena sagte, ich komm mit, und das mit Aeroflot. Am 18.10. habe ich auch noch  im Fernsehen den Bericht über die Demos in Baku nach der  Präsidentenwahl gesehen. Bei der letzten Kontrolle  auf der Pferdewiese am 19.10.  kommt dann auch noch eine gute Freundin an und  warnt mich vor der Reise; jetzt hätten sie auch noch bürgerkriegsähnliche Zustände in den Nachrichten gemeldet... ! Nichts wie ab nach Hause und Verena anrufen, die wird nun auch unsicher. Ich kümmere mich um das Auswärtige Amt (gibt `ne Internetseite, steht dort aber nix über Bürgerkrieg), und Verena hat inzwischen bei Yashar (unser Karabaghzüchter in Aserbeidschan und Vereinsmitglied) angerufen, der hat wohl ziemlich gelacht und sich als Bodyguard angeboten. Jetzt wissen wir doch mal wieder einmal mehr, wie man unseren Nachrichten trauen kann. Noch ein allerletzter (ihr wisst ja, wie das ist) Besuch bei den Pferdis, Freundin beruhigt und ab nach Bad Hersfeld, der Zug geht um 14.26. Verena holt mich ab, und wir packen noch unsere Sachen zusammen, mein Koffer hat schon in Bad Hersfeld seinen Geist aufgegeben. Verena hat ihr Gepäckgewicht mit Sättel für Yashar längst überschritten, aber wir sparen an Klamotten, wie zu einem  Wanderritt . Um 20.30 geht`s mit dem Auto zum Flughafen. Jetzt brauchen wir nur noch den richtigen Schalter, ich stürze im Sturmschritt los, Verena kommt kaum nach; ich muss sie aufklären, dass es wegen meinen wackligen Knien nicht langsamer geht, habe doch Flugangst und brauche beim Start auch eine Hand von ihr. Breit grinsend gibt sie sich jetzt Mühe mir zu folgen. Aber das vergeht ihr schon bald, denn wir sind bei der Gepäckkontrolle angekommen. Erstmal muss sie ein Messer suchen, das macht sie ja noch lächelnd, aber dann... im zweiten Koffer soll auch eins sein und da ist der Sattel für Yashar drin. Es hilft nichts, der Sattel muss raus! Das Messer entpuppt sich als  Teil des Sattels (jetzt konnte ich grinsen), aber wie kommt der Sattel wieder in den Koffer? Mit der Hilfe der Zollbeamtin, die noch nie einen Sattel aus einem Koffer holte, versuchen wir diesen wieder in  sein Behältnis zu bekommen. Plötzlich von hinten eine Stimme „Was macht ihr denn da?“ - Silke ist im Anmarsch und fand es sehr lustig, wie drei Frauen auf dem Boden liegen... Dann geht alles schnell, Sattel will doch in den Koffer und ab zum Einchecken, zum Glück mosert niemand über zuviel Gepäck. Jetzt haben wir noch etwas Zeit, aber pünktlich um 24.00 geht`s ab  ins Aeroflot. Flott ist der Start, Verena hält brav meine Hand. Flug ist gut, auch die Landung in Moskau. Dort ist Flughafenwechsel angesagt, nach Baku starten wir auf dem Flughafen Sheremetjevo 2 für Inlandsflüge. Warum auch immer. Bei der Passkontrolle bekommen wir die Auskunft, das jemand ?! kommen wird , um uns „rüber“ zu bringen, na prima Auskunft, das Abenteuer beginnt. Wir haben ja noch ein paar Stunden Zeit und suchen uns Sitz- bzw. Liegemöglichkeiten, denn Silke und ich werden so langsam müde, aber nicht Verena. Die fängt ein Gespräch mit einem  Paar aus dem Ruhrgebiet an, Aussiedler, die in die Ukraine wollen. Langsam wird auch der Mann ungeduldig und geht nachfragen. Er kommt mit der Auskunft zurück, in einer Sekunde würde jemand kommen. Die Sekunde ist dann so lang , dass er noch erzählen kann, er sei Pastor, will Verena über seine Gemeinde noch mehr Infos zukommen lassen. Zum Glück klärt er uns auch auf, dass es in Aserbaidschan nur Mörder und Verbrecher gibt und jeder mit einer Knarre in der Tasche rum läuft. Na, jetzt sind wir ja wirklich gut vorbereitet! Breites Grinsen.  Zum Glück wird er jetzt deutlich unruhig und verschwindet noch einmal und dann stellt man fest, dass man uns fast, aber nur fast, vergessen hätte. Jetzt also los. Wie beim Militär, Dame mit drei Sternen und entsprechendem Tonfall erteilt uns nun Befehle. Gott sei Dank verstehen wir nicht alles. Es folgen wieder Passkontrollen und Kontrollen..., wir wollen doch nach Baku und nicht nach Russland. Jetzt fehlt ihnen auch noch ein Passagier und die Suche geht los. Endlich geschafft, alle sind da und wir dürfen zum Transfer, Verena ist die letzte für den ersten Bus. Silke und ich schauen uns nur an. Ein gutes hat es, wir sehen tatsächlich unsere Koffer, die dem ersten Bus hinterher fahren. Endlich dürfen wir in den zweiten Bus einsteigen (die haben hier die Ruhe weg), und sehen Verena  wieder. In der Abflughalle nach Baku wird es nach und nach voll. Endlich wird der Flug nach Baku aufgerufen und wieder Kontrollen. Mein Rucksack und Portemonnaie sind gefährlich, nur weil ich auf der Durchreise bin (oder zuviel Arbeit?) nehmen sie vom Filzen Abstand. Ab geht es zum Flugzeug und das ist knackig voll und nicht so komfortabel wie nach Moskau. Auffällig viele Männer sitzen im Flieger. Silke muss ihre Beine einklappen, aber was soll`s, wir sind hundemüde. Endlich Landung in Baku bei ca. 18 Grad und bedecktem Himmel. Die Kontrollen gehen hier relativ schnell, auch das Beantragen der nötigen Visa. In der Flughalle erwartet uns Yashar, wir verstauen unser Gepäck in seinem Lada und ab geht es durch die 4 Millionenstadt Baku. Und siehe da, kein Bürgerkrieg zu sehen. Nur das Autofahren ist etwas gewöhnungsbedürftig. Jeder fährt da, wo er Platz findet, gehupt wird sehr viel und die einzige auffällige Verkehrsregel ist:  bei Rot Halt und bei Grün fahren. Aber trotz Tempo und scheinbarem Chaos rollt der Verkehr. Wir kommen dann schachmatt in der Wohnung an, die super ist. Drei Zimmer mit Bad, was braucht man mehr! Wir brauchen jetzt erst mal eine Ruhepause und legen uns hin! Die Uhr geht inzwischen drei Stunden vor. Richtig lange haben wir nicht geschlafen, wir erkunden nochmals die Wohnung und verstauen unser Zeug, erschlagen schon mal einige Mücken und sind sehr froh, das wir Moskitonetze mit haben. Die werden dann auch gleich angebracht. Abends holt uns Yashar´s Freund ab und geht mit uns Aseri-anisch (?) essen. Silke schaut sehr skeptisch drein, wir beruhigen sie, schließlich haben wir ja ne kleine Apotheke mit. Aber ihre Bedenken (Magen-Darmkrank zu werden) lösen sich sehr schnell auf. Das Essen ist fantastisch. Zehn Minuten nach der Bestellung taucht der Ober mit Vorspeisen auf: Feta, Salate, frisches Gemüse, Rucola; Selleriegrün und einheimische Kräuter, die in dazu gereichte Soßen gedippt werden. Fladenbrot und dünne Teigfladen stehen noch auf dem Tisch. Dazu gibt es sehr guten aserischen Rotwein, Ananassaft und Wasser. Als ersten Gang gibt es zarte Lammkoteletts vom Grill, danach  Gehacktesröllchen (Kebab) auf Petersilie angerichtet. Weiter geht es mit frischem Stör aus dem Kaspischen Meer. So langsam werden wir satt, aber die Wachteln, die dann  kamen , können wir natürlich nicht stehen lassen. Dazu  haben wir  immer wieder die Kräuter und auch Yoghurt gegessen . Zum Nachtisch lassen wir uns aber (zum Glück) noch überreden. Es gibt  aserischen schwarzen Tee mit türk. Nougat, Nüsse, Rosinen und Paradiesäpfel. Zur Herzstärkung gibt es Granatapfelsaft,  den Sirup von den Granatäpfeln gibt es zum Fleisch und wird auch in den Tee getan. Nicht zu vergessen die aromatischen  frischen Früchte. Jetzt ist aber Schluss, unsere Bäuche sind voll und so planen wir noch einen Gang ans Kaspische Meer. Vorher gibt es eine kleine Stadtrundfahrt, aber eigentlich wollen wir lieber unsere Beine bewegen. Endlich hält Yashar´s  Freund und wir laufen runter ans Meer und haben von dort noch einen tollen Blick aufs Meer. Zur Wohnung ist es jetzt nicht mehr weit, ein kurzer Schwatz am Küchentisch (was uns wohl morgen erwartet) und trotz des gut gefüllten Magens schlafen wir schnell ein. - soweit Karin -

Zweiter Tag: (jetzt Bericht von Silke)

Dienstag 21.10.2003

Verena scheucht uns aus den Betten, sie ist Frühaufsteherin – Karin und ich nicht. Wir haben keinen einzigen Moskitostich – Juchuu! Wir frühstücken und reden über Karabaghen und warten auf Yashars Anruf. Gegen 11.00 Uhr holt uns Yashar mit dem Auto ab und wir besuchen den ersten Stall. Jeder Besitz ist mit einer hohen Mauer umgeben, so dass man nicht weiß, was einen dahinter erwartet. Yashar klingelt und wir dürfen rein kommen, der Stall gehört einem Freund von ihm: Mahmut. Es ist ein großer, neuer Stall mit geräumigen Boxen und großer Koppel – alle Pferde sind eingesperrt. Wir sehen den Karabagh-Hengst Karabin (1985 geboren, Vater Salsal (wie mein Samarkand! und Verenas Galtan und Sliva)) später wird uns der Hengst an der Hand vorgeführt – ein richtiger Karabagh halt! Weiter werden uns viele Stuten in ihren Boxen gezeigt. Sie sind sehr klein und mager, alles original Agdam-Karabaghstuten (1983-90) vom Staatsgestüt zum Aufpäppeln aufgekauft. Alle Pferde haben sehr freundliche Augen.

Auf der Koppel bekommen wir noch den Dillboss Hengst „Narinsch“ vorgestellt – er darf frei laufen und nutzt das auf der riesigen Koppel auch schamlos aus, so dass er bald kaum noch zu sehen ist.

 Im Anschluss fahren wir zu einem Achal Tekkiner Gestüt. Wieder stehen wir vor einem Tor mit riesiger Mauer – Yashar klingelt und wir dürfen rein fahren. Innen herrscht eine andere Welt – alles ist grün und gepflegt, sehr nobel - ein riesiger Besitz.

Ein Angestellter in schwarzem Anzug und Krawatte zeigt uns den großen Stall mit geräumigen Boxen (leider dunkel und stickig). Ich fühle mich etwas underdressed in meiner Stallkleidung. Wir bekommen viele Achal Tekkiner Stuten und Hengste gezeigt, den Pferden, die sehr gepflegt sind, wird Mähne und Schopf abrasiert, dass der typische Hals besser zu Geltung kommt – nicht so mein Fall.

Ja und in einer Box finden wir auch einen Karabagh-Hengst – es ist Sahil, aus der Zucht von Yashar, er ist braun mit schwarzem Behang, ein kompaktes Kerlchen.

Nun werden wir zum Tee eingeladen – nach einiger Zeit kommt eine Limousine angefahren. Es erscheinen der Besitzer und der Präsident des aserbaidschanischen Horse Clubs, Herr Rashad Ragimov, sie sind beide sehr elegant angezogen und sehr freundlich. Wir können uns nur über Yashar in Englisch verständigen. Die Herren setzen sich zu uns und wir bzw. Verena kommt mit ihnen ins Gespräch. Man freut sich, dass 3 Mädels extra aus Deutschland kommen, nur um Pferde anzuschauen – wir werden zu einer weiteren Stallung gefahren, in der uns der Präsident seine ca. 50 Pferde – Achal Tekkiner, russische Araber und englische Vollblüter vorstellt.

 

Eigentlich wollten wir gar nicht so lange bei den Achal Tekkinern bleiben, schließlich sind wir ja wegen der Karabaghen gekommen, aber Verena hatte im Gespräch angedeutet, dass wir eine Homepage in Deutschland für die Achal Tekkiner anlegen könnten, und das fanden beide Chefs ausgesprochen gut!

Also fahren wir wieder zurück und werden im eigenen Restaurant zum Essen eingeladen (Fisch aus Dubai). Dort wird uns der Achal Tekkiner Film vom Club vorgeführt und auch eine Kopie mit nach Deutschland gegeben. Mein Gefühl des underdressed seins wird immer schlimmer – alle laufen total aufgetakelt rum, Verena und Karin aber finden unser Outfit okay! Das Essen ist sehr lecker.

Im Anschluss werden uns die Verkaufspferde vorgeführt, so dass wir sie für die Homepage fotografieren können. Es sind fast alles Achal Tekkiner Hengste – Stuten werden zwar vorgeführt, aber nicht verkauft – außerdem ein Araber und der Karabagh Hengst „Sahil“. Wir haben sonniges, gutes Wetter, ideal zum Fotografieren.

 

Nach diesem ungewöhnlich langen und erfolgreichen Aufenthalt – Beziehungen sind halt gerade in Aserbaidschan sehr wichtig - , bringt uns Yashar wieder in unser Appartement zurück. Wir quatschen über unsere Eindrücke, ruhen uns aus, duschen und werden dann später von Azik, dem Eigentümer unsrer Mietwohnung abgeholt. Wir fahren in die Innenstadt und gehen in der Fußgängerzone spazieren. Danach gehen wir in eines der viele Internet-Cafés, wo wir an unsere Liebe mailen, oder Verena ihre vielen Mails durchforstet. Ein netter, älterer Mann spricht uns in gebrochenem deutsch an, da er wohl das Wort Karabagh Pferde gehört hat. Die Karabaghen haben in Baku einen hohen Status, jeder kennt die Pferde.

Nach einem sehr spannenden Tag fallen wir in unsere Betten und schlummern, geschützt von unseren Moskitonetzen.

 

 

3terTag, Mittwoch 22.10.2003

 Es ist schönes, sonniges Wetter! Verena ist schon früh wach, Karin und ich fallen so gegen 9.30 Uhr aus dem Bett. Nach dem Frühstück werden wir von Yashar und seinem Freund, er ist Jockey im Hippodrom  und kennt alle unsere Pferde und hat sie auch fast alle geritten (Galtan, Prokat, Samani, Samarkand, Inturist, Salamat und Karabin), abgeholt.

Wir haben eine sehr lange Fahrt vor uns – die Landschaft verändert sich, es wird grüner und ländlicher. Wir sehen einige Reiter, es wird oft in der Gangart Pass geritten. Bald schon spüre ich jeden Knochen im Lada. Auf der Fahrt zeigt uns der Jockey die Rennberichte von 1987, in denen auch unsere Pferde mit den Rennergebnissen zu finden sind: wer war wohl schneller? Samarkand, Inturist oder Karabin, der jetzige Deckhengst von Baku?

Yashar erzählt uns folgende geschichtlichen Hintergründe:

Graf Orlov war auf seiner Suche nach einem kräftigen Pferd (er war sehr beleibt) auf einen Schimmelhengst gestoßen mit dem Namen Lebed. Dieser Hengst wurde einer der Gründerhengste der Rasse Orlov Traber – es war ein Dillboss Hengst (weißer Karabagh)!

Eine weitere Geschichte:

Ein Aseri kam mit seinem Karabagh-Hengst nach Indien, und entwendete den großen Diamanten „Kohinoor“. Währenddessen vergnügte sich der Karabagh-Hengst mit den indischen Stuten, wodurch Mavari-Pferde mit Goldglanz entstanden.

 

Unser erster Versuch essen zu gehen schlägt fehl, nach einiger Zeit finden wir ein Restaurant im freien, in dem wir in einem kleinen Separée am Wasser sitzen und von großen Sturmenten beäugt werden. Nun folgt wieder ein leckeres aserbaidschanisches Essen.

Und dann endlich nach weiterer längerer Fahrt erreichen wir Barda 30 km entfernt von Berg Karabagh. Dort befindet sich das heutige Staatsgestüt der Karabagh-Pferde, im vergangenen Jahr durfte Verena bei ihrem Besuch diese Pferde nicht besichtigen. Wir fahren zu einem Hof und begrüßen den Chef, er ist mir nicht sympathisch; mit seinen Goldzähnen sieht er irgendwie unheimlich aus. Aber Yashar sagt uns, er sei in Ordnung und schließlich hat er ja Verena 2-3 Stuten versprochen.

Nun fahren wir zu einer Luzernewiese und warten auf eine 50-70-köpfige Karabaghen-Herde. Sie wird von Reitern zu uns getrieben und da kommen sie: im Abendlicht kommt der Goldglanz noch mehr zur Geltung, die Herde läuft zunächst direkt an uns vorbei, dann stürzen sich die schlecht genährten Tiere auf die Luzerne. Wir dürfen in die Herde laufen und filmen und fotografieren, Yashar hat uns aufgetragen, die Tiere, an denen wir interessiert sind zu fotografieren. Es ist überwältigend – es herrscht eine ungeheure Ruhe in der Herde; wir können ca. auf einen Meter an die Tiere herankommen, es herrscht keine Aggressivität und die Tiere haben auch keine Angst vor uns, natürlich schlagen sie sich den Bauch voll – ein Festmahl für die Tiere. Jetzt heißt es gute junge Stuten aussuchen. Die Herde besteht aus ca. 30 Mutterstuten mit ihren 6 Monate alten Fohlen, Jährlinge und 2 Jährige Fohlen , ein schöner 4 jähriger Hengst und einige Wallache (Arbeitspferde). Karin ist ganz glücklich endlich Stuten und so viele und so nahe! Verena verhandelt mit dem Chef, Yashar dolmetscht, leider wird das vorher abgegebene Versprechen Stuten an Verena zu verkaufen nicht gehalten – wir sind verärgert und traurig – man lässt die goldenen Pferde lieber verhungern, anstatt sie an uns zu verkaufen.

Die Karabagh Herde lässt sich immer noch die Luzerne schmecken – in der Abendsonne ist es ein rot goldenes Lodern und Leuchten!

Unverrichteter Dinge reisen wir wieder ab, aber wir haben sie gesehen, gefilmt und unzählige Fotos gemacht! Die Heimfahrt im Lada war wieder sehr lange und anstrengend und wir sind sehr spät in unsere Betten gefallen.

 

 

5ter Tag, Freitag 24.10. 2003

 

Gegen 10.30 Uhr werden wir von Yashar abgeholt und fahren zum Landwirtschaftlichen Ministerium/Abteilung für Pferdezucht. Dort treffen wir als erstes Prof. Ramiz K. Safarov (Cousin von Yashar), den Chef Veterinär Inspektor. Er ist sehr freundlich und will uns in jedmöglicher Weise unterstützen, dies besprechen wir bei Tee und Süßem. Wenn wir wieder in Deutschland sind, soll Verena ihm schnellstmöglich ein Mail schreiben, und er will dann alles in die Wege leiten – wir sind gespannt...

Anschließend treffen wir uns mit dem Zuchtbeauftragten für Pferde und seinem Vize, Herrn Rajabli, ein unsympathischer Mensch, sie gehen mit uns zum Hippodrom und zeigen uns 2 Hengste und 2 Stuten. Wir fordern von ihnen die Papiere von Peschwas und Galtan und das Stutbuch 2, das schon vor einem Jahr fertig sein sollte. Sie versprechen uns alles am kommenden Tag zukommen zu lassen – wir sind gespannt...

 

Nun fahren wir endlich auf Yashar’s Ranch und sehen seinen Zuchthengst „Senat“. Er ist ein gut gebautes, bildhübsches Tier und wird uns zuerst am Kappzaum longiert gezeigt, später dann geritten. Die Aseri Reitweise scheint nur aus draufsetzen und vorwärts reiten zu bestehen mit diesen spärlichen Hilfen ist der Hengst nicht von seine Stuten wegzubekommen, der Reiter muss weggeführt werden, bis er einen gewissen Abstand zum Stall hat lässt er ihn in Jockey Manier einfach rennen und das klappt dann sehr gut.

Nun geht es zu den Stuten. Yashar kauft alles an Karabaghen auf was, er bekommen kann, um dann die Tiere aufzupäppeln und eine ordentliche Zucht aufzubauen. Die 20-25 Tiere werden in einen Corral getrieben, es sind auch 2 Dillboss-Stuten darunter. Die Stuten und ihre Fohlen sehen gut aus, wir filmen sie, leider haben wir nicht so viel Zeit, weil wir in Yashars Büro schon zum Mittagessen erwartet werden.

Dort lernen wir auch seinen Geschäftspartner kennen. Wir essen gemeinsam in seinem Büro, er telefoniert ständig auf seinem Handy mit Ohrstöpsel.  Für diesen Abend werden wir von ihm zum Essen eingeladen. Yashar setzt uns vor unserm Appartement ab und wir ruhen uns aus.

 Um 19.00 Uhr ruft uns Yashar an – wir sollen unten auf der Straße auf ihn warten. Wir warten auf den weißen Gelände-Lada, aber es erscheint plötzlich ein riesiger, nagelneuer schwarzer Toyota Land Cruiser mit V8-Motor, Yashar sitzt grinsend neben dem Chauffeur und wir steigen geplättet ein – ich fühle mich mal wieder underdressed...

Der Chauffeur bringt uns in eine Gegend, in der viele große noble Restaurants stehen – vor einem halten wir – unser Gastgeber steht schon mit seiner Familie und Freunden auf dem Parkplatz. Wir begrüßen uns, eine Frau und ihre Tochter lächeln uns freundlich zu und bemühen sich um ein Gespräch  - 3 Brocken englisch, Verena kann ja etwas russisch, das war's, der Rest geht über Mimik...- alle haben Abendgarderobe an, wir nicht – ich fühle mich underdressed – als wir das Restaurant betreten wissen wir warum: es ist ein riesiger Saal mit einer kleinen Bühne und Livemusik, die Tische sind aufwendig gedeckt, die Stühle mit blauweißem feine Stoff mit Schleifen überzogen. Um unseren großen, langen Tisch tummeln sich mindestens 4 Kellner, die uns höflich die Stühle unterschieben. Wir sind insgesamt 14 Leute, alle schauen uns gespannt an und wir sie, wir werden sehr freundlich behandelt – Yashar grinst...

Vor uns stehen 3 Teller ineinander gestellt, Besteck, 3 Gläser, eine große Stoffserviette und unzählige Schälchen mit Kräutern, Kaviar und Butter, diverse Brotsorten, Obst, eingelegtes Gemüse, Oliven, Moskauer Salat, Fetakäse, Tomaten und vieles mehr...

Nachdem wir den Wodka ablehnen, bekommen wir die Wodkagläser gegen Rotweingläser ausgetauscht, nun werden die Gläser gefüllt: eins mit Rotwein, eins mit Mineralwasser und eins mit Pfirsichsaft, diese Gläser werden den ganzen Abend nicht leer! Die Geschäftsmänner trinken anstatt Wein Wodka zwischen den Gängen, es ist Freitag was bei uns dem Sonntag entspricht.

Nun werden wir zum Essen aufgefordert, ich probiere etwas Kaviar mit Butter – sehr lecker. Eine nette Dame neben mir fordert mich auf diverse Sachen zu probieren. Als ersten Gang gibt es Kebab, die nette Frau Sevil neben mir nimmt meine Kebab und wickelt ihn in ein Fladenbrot und reicht ihn mir sie lächelt, leider können wir uns aufgrund der sprachlichen Barrieren nicht unterhalten. Als nächstes folgt ein Lammkotelett, es ist sehr saftig und schmackhaft, man darf alles mit den Fingern essen, was mir sehr entgegen kommt. Nach jedem Gang bekommt man einen neuen Teller. Verena unterhält sich mit Yusula und ihrem Mann Ershard, sie haben ihren kleinen Säugling dabei und sprechen etwas englisch.

Als nächsten Gang bekommen wir einen ganzen Fisch auf den Teller, Sevil deutet an, dass man den auch mit den Fingern isst und reicht uns Tomaten. Zwischendurch stoßen wir immer wieder mít Wein und Wodka an, aber die Gläser werden nicht leer...

Yusula fragt, ob wir tanzen wollen – wir tanzen zu der Livemusik  - es ist sehr lustig!

Der nächste Gang besteht aus Wachtelhälften, jeder bekommt 2 auf den Teller, langsam passt nichts mehr rein in unseren Magen. Wir trinken, tanzen und essen und sind begeistert über die Freundlichkeit der Gesellschaft. Nach einer längeren Pause werden Pilzköpfe serviert und zum Schluss Obst – die Gläser sind immer noch nicht leer!

Verena schenkt Yusula ihren silbernen Ring mit einem Mondstein, den sie zu Anfang bewundert hatte, Yusula freut sich riesig! Wir werden fotografiert und bekommen einen Abzug geschenkt. Wir tanzen noch einmal eine Runde, die Musik ist sehr abwechslungsreich. Bei einer Ansage werden wir – 3 Alemanski speziell begrüßt. Verena tauscht mit Yusula Mailadressen aus. Gegen 24.30 Uhr verlassen wir das Restaurant – die Gläser sind immer noch voll! Noch eine herzliche Verabschiedung mit Küsschen und wir werden vom Chauffeur wieder in unsere Wohnung gefahren -–Yashar grinst – es war ein herrlicher Abend!

 

7ter Tag, 26.10.2003

 Heimreise!

Wir stehen gegen 9.00 Uhr auf, duschen, frühstücken und packen. Yashar kommt noch mal vorbei, um sich zu verabschieden, Azik fährt uns zum Flughafen. Die Heimreise ist angenehmer, da der Flug tagsüber ist.

Wohlbehalten und voller neuer und schöner Eindrücke kommen wir in Frankfurt an und werden mit roten Rosen von Roland begrüßt.

Ich bin sehr froh, dass ich das alles miterleben durfte....Danke Verena!