Reisebericht Baku weitere Bilder

 

Verena Scholian, Silke Ehrenberger und Anja Fieweger

 

Samstag, 14.Oktober 2006

 

Wir trafen uns gegen 16.00 Uhr am Schalter der Turkish Airlines, dieses Mal alle pünktlich. Das Einchecken verlief problemlos, obwohl wir wegen unseres beachtlichen Gepäcks (Sattel und Beschlagszeug für Yashar etc) doch ganz schön ins Schwitzen kamen. Silke mit dem geringeren Gepäck rettete uns dann vor einer saftigen Zuzahlung.

Der Flug verlief sehr angenehm und auch das Umsteigen in Istanbul war problemlos.

Um 3.55 Uhr landeten wir dann in Baku und „schon“ eine Stunde später hatten wir auch unser Visum. Wir staunten nicht schlecht, als uns Yashar, der uns eine sms schickte: „LADA is waiting for you!“ mit einem nagelneuen, schicken Range Rover abholte. Zum Glück ist Baku um diese Zeit sehr ruhig, so dass wir recht schnell zu unserer Wohnung im Zentrum gelangten. Die Wohnung lag im 10. Stock eines Hochhauses, der Fahrstuhl verursachte abenteuerliche Geräusche und war Heimat vieler Moskitos. Dafür war die Wohnung sehr schön, geräumig und die Ausstattung entsprach gehobenem Standard. Yashars Neffe Elchin wurde sofort (4.45 Uhr!) mit Einkäufen fürs Frühstück beauftragt, die er uns auch eine halbe Stunde später lieferte. Dann fielen wir auch hundemüde ins Bett.

 

Sonntag, 15. Oktober 2006

 

Nach einem gemütlichen ersten aserbaidschanischen Frühstück mit Mosel-Marmelade wurden wir gegen 10.30 Uhr von Elchin zum Basar Besuch abgeholt. Der Verkehr in Baku ist unbeschreiblich. Wir sind froh in einem „dicken“ Mercedes zu sitzen und staunen, da keinerlei Verkehrsregeln in unserem Sinne befolgt werden. Es gibt extrem wenig  Verkehrsschilder, anscheinend keinerlei Geschwindigkeitslimit, keine Richtungsänderungs-Signalzeichen (Blinker), dafür extrem häufiges Hupen. Auf der Straße dürfen so viele Autos nebeneinander fahren, wie Platz dafür ist (ab und zu natürlich auch mehr – dann kracht`s halt). Auf dem Basar angekommen, benötigte Elchin für die nächsten Stunden gute Nerven: Einkaufen mit drei Frauen, die auch gar nicht so recht wissen, was sie alles wollen, aber alles sehen müssen… Stunden später setzte er uns dann wieder im Quartier ab, und wir holten erst mal eine Runde Schlaf nach.

Abends gingen wir mit Yashar und einer Bekannten aus der Medienbranche feudal im Sheki Restaurant essen. Es gab fantastisches Azeri Kebab mit ebenso gutem azeri Wein. Gut beschwingt beendeten wir den Tag.

 

Montag, 16. Oktober 2006-10-19

 

Der Tag fing mit Mückenstichen-Zählen an! Trotz Fliegengitter vor den Fenstern hatten die kleinen Biester einen Weg zu uns gefunden, vielleicht haben sie einfach den Fahrstuhl benutzt! Also hieß es für die nächste Nacht wieder Fliegennetze aufhängen, was viel Kreativität und Improvisation erforderte (hoffentlich sieht es die Vermieterin nicht!). 

Nach dem Frühstück holte uns Yashar ab und wir fuhren als erstes zum Direktor der Bakuer Pferderennbahn (Hippodrom).   Das Bürogebäude war abenteuerlich, der Empfang dort aber nett und es gab zunächst mal Tee. Der Direktor war neu und kein Pferdemann. So unterhielt er sich die meiste Zeit mit Yashar, sehr zu dessen Ärger, über Autos. Trotzdem konnten wir unsere ersten Aufträge loswerden und die Rennergebnisse von unseren Hengsten Gartal und Ada erfragen. Anschließend besuchten wir den Stall der  Rennbahn, aber bevor wir uns  ausgiebig die Pferde anschauen konnten, wurden wir von Mahmud Günay, in seinem Reich empfangen. Mahmud ist steinreich und hat eine Stallanlage von sehr gehobenem europäischen Standard. Er selber hat einen Faible für Holsteiner, die er aus Deutschland importiert. Mahmud hatte den letztjährigen Transport unserer Pferde organisiert. Bei einem Tee unterhalten wir uns über die Ereignisse des letzten Jahres. Dann kommt die uns schon bekannte Uslana hinzu, seine hauseigene ukrainische Tierärztin. Sie zeigt uns anschließend seine Karabaghzucht, die sich zum Teil in eine Stallanlage am Rand von Baku befindet. Hier sehen wir endlich mal Pferde auf der Weide. Anschließend ging es wieder zurück zum Hippodrom, wo uns auch die zur Zeit eingestellten Pferde vorgeführt wurden. Der Pferdebestand stellte sich vom Ernährungs- und Pflegezustand als sehr unterschiedlich dar, von makellos bis sehr schlecht. Da Anja Tierärztin ist, werden uns wiederholt auch in den nächsten Tagen, kranke Pferde vorgestellt, da es in Baku, es sei denn man kann sich selber einen anstellen, keine niedergelassenen Tierärzte gibt.

Die meisten dieser Pferde hatten gravierende Rennbahnschäden bis hin zum Sehnenriss.

Hier ergab sich dann auch für Anja die Möglichkeit, einen Quabahengst auszuprobieren. Sie drehte eine Runde auf der Rennbahn im Pass und strahlte für den Rest vom Tag.

Abends besuchten wir Rafik, einen weiteren privaten Karabaghpferdezüchter. Er stellte uns seine Stuten mit Fohlen und Kishmish vor. Der viereinhalbjährige auf der Rennbahn sehr erfolgreiche Hengst hat ein durch einen wahrscheinlich nicht behandelten und geschonten Sehnenschaden vollkommen deformiertes Bein und wird zeitlebens hochgradig lahm bleiben. Wir sind über den Anblick sehr entsetzt. Später erfahren wir, dass man Kishmish trotz des bekannten Sehnenschadens schmerzfrei gespritzt hat und ihn auf der Rennbahn verheizte.

Bei einem Tee und abenteuerlichen Gespräch ohne Übersetzer ergab sich für Verena die Möglichkeit eine von Rafiks Stuten zu kaufen. Leider zerschlug sich das aber sehr schnell, da sowohl die Preisvorstellung als auch der Verwandtschaftsgrad zwischen den Stuten dort und Verenas Hengst zu hoch ist.  

 

Dienstag, 17. Oktober

Da die Tage bisher immer sehr lang dauerten und die Nächte äußerst kurz waren, haben wir am Dienstag einmal ausgiebig ausgeschlafen. Wir haben dann ein Taxi geordert und sind auf bewährte Weise zum Hippodrom gefahren, um dem Zuchtbeauftragten Khandan Rhajabli zu treffen, zuvor aber wurden wir von einem der Jockeys noch durch die beiden anderen Ställe geführt, wo sich zum einen Dillboss-Pferde, zum anderen private Pferde befinden.  Zu Anjas Entsetzen stand in der einen Stallgasse eine 1 m x 1m x 1 m große Holzkiste, in der ein 2 Monate alter Kaukasen-Welpe steckte, der trotz seines Minigefängnisses auch noch überaus freundlich war. 

Auch hier waren Anjas Kenntnisse gefragt und sie bemühte sich, jedem Pferd gerecht zu werden. Leider sind die Möglichkeiten der Besitzer höchst begrenzt. Schon einfache Kenntnisse fehlen. Dann endlich hatte der Zuchtbeauftragte für uns Zeit. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen: Die neuen „Kniga loschadej Karabaghskaya twa“ (Stutbuch der Karabaghpferderasse Nr. 2) und das Stutbuch 1 der Dillbosspferderasse lagen vor ihm auf dem Tisch und sollten in je 5facher Anzahl bald den Besitzer wechseln. Natürlich nicht ohne die bekannten Vorbemerkungen von Khandan Rajabli was Fehler, Sprache, Vollständigkeit usw. betraf. Trotzdem waren Verena und Silke erst mal glücklich.  Der „Hammer“ kam erst später: beim intensiven Studium der Bücher stellten wir fest, dass zum einen „Gartal 2“ im Stutbuch fehlte und zum anderen Toshiwas Kinder alle nicht aufgeführt wurden. Dies wurde auch bei unserer nächsten Frage nach dem Ausstellen eines Pferdeausweises für „Tamar“ deutlich. Rajabli druckste herum und gab endlich zu, dass er Pferde mit arabischer Mutter nicht ins Stutbuch aufnehmen könne, weil es traditionell nicht üblich sei, Karabaghhengste mit Araberstuten zu kreuzen. Verena war deutlich enttäuscht, sie war davon ausgegangen, dass die Aussagen von vor 4 Jahren, ihre Nachzucht würde, wenn es sich um arabisch-karabaghische Kreuzungen handelte, auch ins Stutbuch aufgenommen. Dem war definitiv nicht so. Verena insistierte jedoch weiter und Rajabli versprach, bis Samstagmorgen eine definitive Antwort zu geben. Anschließend lud uns Rajabli zum Essen ein, was allerdings mit diesem Hintergrund eine sehr angespannte Atmosphäre ergab.

Gott-sei-Dank lud uns Yashar zum feudalen Abendessen in einem Nobelrestaurant ein und danach besuchten wir noch eine Bar in einem Hotel der gehobenen Klasse, um dort einen Tee zu trinken und mit Yashar und seinem Freund zu sprechen. Erwähnenswert ist hier auch, dass wir zu dieser Zeit Ramadan hatten, was für Moslems „Fasten“ bedeutete, also gab es meist abends ausreichendes und warmes Essen.

 

Mittwoch

Wir hatten für Mittwoch die Sheki-Tour eingeplant und Yashar holte uns morgens mit dem super bequemen und geräumigen Ranch-Rover ab. Bei relativ schlechten Straßenverhältnissen fuhren wir in dennoch kürzestmöglicher Zeit in Richtung Sheki. Vor allem die sich ändernde und schöner werdende Landschaft ließ wenig Langeweile aufkommen. Ab und zu hielten wir auch einmal an, um schöne Motive per Kamera festzuhalten, seien es es „wandelnde Heuhaufen“,  oder schneebedeckte kaukasische Berge.

In Sheki angekommen gab es noch ein leichtes Kebab-Essen, dann ging es ab zum Stall. Im Gegensatz zum Vorjahr hat Yashar jetzt einen Teil seiner Hengste im „alten“ Daschjus“-Gestüt der Regierung untergebracht. Hier wurden Senat, Sahil 2 und Sahil 3 (wir nannten ihn schon im letzten Jahr wegen der Ähnlichkeit „Aljetmez“) untergebracht. Senat und Sahil 2 wurden dann gesattelt, wobei Senat erstmals seine „neuen“ Sachen aus Deutschland trug (Stübbensattel von Verena und Westerntrense von Anja). Die beiden Hengste wurden zum „alten“ Stall geritten. Dort wurden weitere Pferde (zwei Dillbossen und eine Stute der lokalen Rasse)  gesattelt. Mit diesen Pferden ging es dann zur Stuten-Herde in die Berge. Es war herrliches Wetter, jede/r hatte ein für sich geeignetes Pferd und konnte diesen Ritt in vollen Zügen genießen. Die Stutenherde befand sich in einem guten Zustand. Im Gegensatz zu unserem letztjährigen Besuch im Sommer waren die Wiesen jetzt auch grün und die Futtersituation dementsprechend wesentlich besser. Yashar erläuterte uns seine großen Pläne für die nächsten Jahre mit seiner Herde. Er möchte nicht nur neue Stallgebäude errichten, sondern will auch rigoros die Stuten nach Zuchtleistung und Karabaghmerkmalen selektieren. Er besitzt neben guten Hengsten auch mehrere Stuten des alten typischen Karabaghfarbschlages, die sich hervorragend für eine Rückzüchtung auf karabaghtypische Merkmale eignen.

Wir genießen noch lange diese einzigartige Atmosphäre unter der Stutenherde, das Wetter, die Kulisse, die Tiere, alles war atemberaubend. Leider mussten wir dann wegen der einbrechenden Dunkelheit zurück reiten.

Für die Übernachtung in Sheki hatte Yashar zu unserer Freude wieder diese uralte, nostalgische Karawanserei ausgesucht. Zum Abendessen wurden wir dann von Yashar und einem sehr lustigen Freund von ihm in eine sehr schönes azerisches Lokal „celibi chan“ eingeladen, wo es bekannt guten Wein und azerischen Kebab gab. Ein wunderbarer Tag ging zu Ende.

 

Donnerstag

 

Heute stand etwas Kultur auf dem Programm. Sheki ist eine uralte Stadt an der Seidenstraße nach China und war Wohnsitz einer der beiden Khane, der hier seine Sommerresidenz hatte. Diese besichtigten wir, die Schönheit des Gebäudes ist unbeschreiblich. Das Gebäude, sowie auch alle Details, sind aus Holz und Glas erstellt, ohne jeglichen Gebrauch von Metall, also weder Nägel, noch Schrauben oder Scharniere. Im Gebäude befinden sich wunderschöne bunte sehr gut erhaltene Illustrationen, zum Teil mit Pferdemotiven.

Verenas Wunsch war es, einen der originalen Schaffellmützen aus dem Fell der langhaarigen Schafe zu erwerben. Zum Glück wurden wir bei einem Hutmacher in Sheki fündig. Sie sieht damit aus wie ein Wolf im Schafspelz! Anja wollte noch Seide kaufen, und so ging es zu einem Abstecher in die Seidenfabrik in Sheki.

Wir hatten vor lauter Freude über die beiden schönen Tage fast vergessen, den Pferden Haare zu entnehmen, um sie wieder gentechnisch untersuchen zu lassen. Also mussten wir noch einmal zurück: Sahil 2 und 3, sowie den beiden Nachwuchshengsten Ilderim und Sarab wurden ein Büschel Haare ausgerissen, um nach Deutschland mitgenommen zu werden. Silke wollte auch die beiden Sahils noch filmen, also auch das noch schnell absolvieren, bevor an eine Rückreise zu denken war. Klar: der Abschied von Ali endete mit einem Foto von allen vor dem Ranch Rover, dann ging es los, wieder zurück nach Baku: 350 lange Kilometer.

Jedesmal wenn ein hübsches Fotomotiv zu erspähen war, wurde gestoppt, schnell die Kamera gezückt und weiter gings. Am Spätnachmittag hatten wir ein gemütliches Restaurant aufgegabelt, das auch noch „Savalan“ hieß. Wir aßen gemütlich und brachen dann wieder auf.

Unterwegs befiel Verena eine hektische Unruhe, sie suchte irgendwas… und suchte und suchte………. Verdammt: ja sie hatte ihre Tasche im Restaurant hängen lassen, mit allem was so drin war: Portemonnaie mit 200 Dollar, Handy eingeschaltet und andere Papiere…. Schei….

Zurückfahren ging nicht mehr, da Yashar am gleichen Abend noch einen dringenden dienstlichen Termin wahrnehmen musste. Was also tun? Yashar versuchte noch, Verenas Handy anzurufen, um den Restaurantsbesitzern eine Mitteilung geben zu können, aber nichts ging. Also musste der arme Elchin wieder dran glauben: er bekam den Auftrag, zurück zu fahren und Verenas Tasche dort zu holen. Verena schwitzte unterdessen still und bedrückt vor sich hin und verwünschte sich für den Rest des Tages.

 

Freitag

Am anderen Morgen rief Yashar an: die Tasche war wohlbehalten in Baku eingetroffen; der Weg war ein abenteuerlicher. Zuerst hatten die Besitzer des Restaurants versucht, in einem Lada dem schnellen Yashar hinterher zu fahren: vergeblich!, dann haben sie die Polizei informiert und die gebeten, Yashar in seinem Ranch Rover einzuholen, um uns die Tasche auszuhändigen. Aber selbst das war ein aussichtloses Unterfangen. Also wurde die Tasche, nach Baku befördert, wo Elchin sie dann auf der Polizeidienststelle abholen durfte. Es war noch alles drin! Nur leider hatte das Handy durch mehrfachen Versuch, einen (wohl falschen)

PIN einzugeben, gestreikt und ließ sich nur noch mit PUK wieder starten. Den hatte Verena aber nicht im Kopf, also: für den Rest der Zeit kein Handy mehr. Es ging auch ohne!

Heute war die allerletzte Möglichkeit unseren lange geplanten Botschaftsbesuch abzustatten, da die Botschaft immer nur von 9 – 11 Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet ist. Yashar fuhr uns hin. Verena hatte –Gott-sei-Dank- geistesgegenwärtig sowohl ihren Reisepass als auch zwei „stallgassen“ und das „Kniga loschadej“ mitgenommen. Das sollte sich bezahlt machen. Bereits am Eingang wurden wir von einem „Securitydienst“ abgefangen, ausgefragt, unsere Identität kontrolliert und nach Rückfrage im 7. Stockwerk (Botschaft) wurde Verena endlich eingelassen. Die anderen mussten warten. Aber auch oben war Kontrolle ein wichtiges Thema: Verena musste alle metall-enthaltenden Utensilien aus der Tasche und ihren Hosentaschen ausräumen und in einen Safe sperren. Dann erst durfte sie in den Wartesaal, wo bereits 20 andere auf ein Gespräch mit dem Botschafter warteten. Lustigerweise wurde sie dort von einem aserbaidschanischen Studenten in bestem Deutsch angesprochen: „Sie sind doch Deutsche? Züchten Sie nicht Karabaghpferde? – ich habe Sie letztes Jahr im Fernsehen gesehen!“ Es stellte sich heraus, dass er in Deutschland studiert hatte und auch wieder studieren wollte und dazu ein Visum benötigte. Verena wünschte ihm viel Erfolg für sein Vorhaben und wurde dann auch herein gebeten. Die Besucher dürfen nur hinter einer Glasscheibe mit dem Botschafter und einer Übersetzerin reden. Verena zog also ihre „Stallgassen“ heraus und legte sie auf die Drehscheibe. Der Botschafter fragte: „was kann ich für Sie tun?“ – aber da war bereits der Blick auf das „Kniga loschadej“ gefallen. Ohhh, sie lieben Karabaghpferde? Wir haben hier eine echte zweibeinige Karabaghin, hier ist sie. Vergleichen Sie doch einmal die vierbeinigen mit den zweibeinigen. Welche sind schöner?“ – Nun, da war jede Antwort klar: sie war super hübsch und das hat Verena dann auch deutlich gesagt. Damit hatte sie gewonnen, alles was folgte, war eigentlich nur noch Routine. Was wo wer erledigen musste, um Yashars Visum so erfolgreich wie nur möglich zu machen. E-mail-Adressen wurden ausgetauscht, die Stallgassen wechselten den Besitzer, und Spickzettel mit Anweisungen für die Ausländerbehörde ebenfalls. Alle Beteiligten waren restlos glücklich, zumal Yashar zwei wesentliche Bedingungen erfüllt: er ist verheiratet und hat vier Kinder!

 

In der Zwischenzeit hatten sich Yashar, Anja und Silke in das Cafe in der Botschaft begeben und warteten auf Verena. Sie war jetzt über eine Stunde weg, war das ein gutes, oder schlechtes Zeichen? Anja und Yashar erhöhten vor Nervosität ihren Zigarettenkonsum und dann kam sie endlich mit einem breiten Grinsen und erstattete und Bericht (siehe oben).

 

Nun fuhren wir mit Yashar zu einem weitern privaten Pferdezüchter, der auch außerhalb von Baku, in der Nähe des Flughafens seinen Stall hat. Wir bekamen einen Araberhengst gezeigt und Anja entdeckte gleich einen schönen Qubahengst. „You want to ride him“, fragte Yashar und Verena und Anja nickten mit Begeisterung. „ Du zuerst“, meinte Anja zu Verena und wir sahen zu, wie der Hengst gesattelt wurde. Silke machte schon mal die Videokamera startklar, während der Quba von einem Stallburschen kurz abgeritten wurde. Sie brachten das Pferd auf eine große Koppel und Verena saß auf und töltete mit einem breitem Grinsen davon. Nach einer halben Runde legte der Quba an Geschwindigkeit zu, er hatte ein wahnsinns Gangwerk. Auf dem Rückweg fing er an Rennpass in einer Geschwindigkeit zu gehen, so daß Silke kaum noch mit der Filmkamera hinterher kam. Uns wurde etwas mulmig und der Stallbursche schoß auf einmal los und wollte schreiend das rasende Pferd aufhalten. Leider machte dieser daraufhin einen Satz nach links, so dass Verena nach links runterkippte und auf ihrem Kopf landete und japsend am Boden liegen blieb. Wir waren starr vor Schreck und rannten zu Verena. Sie war bewusstlos und atmete schwer. Gott sei dank ist Silke Rettungssanitäter und Anja hat aufgrund ihrer tierärztlichen Ausbildung viele Kenntnisse, so dass wir uns nach den erste Hilfe Richtlinien uns um Verena kümmerten und sie nach einiger zeit wieder zu sich kam. Als erstes sprach sie englisch mit uns und sagte dauernd, dass sie sich nicht erinnern könne, was passiert sei. Ein klarer Fall von Gehirnerschütterung, gebrochen hatte sie sich zum Glück nichts, war sie doch weich in einen Pferdehaufen gefallen! Yashar alarmierte sofort einen Rettungswagen und seine Frau Gular, die Ärztin ist. Und jetzt hieß es warten und Verena 20mal zu erzählen, was passiert sei. Nach ca. einer halben Stunde kehrte Gotte sei Dank ein teil der Erinnerungen zurück, was ein gutes Zeichen war.

Irgendwann kam dann auch der Rettungswagen, der überraschend gut ausgestattet war und ein gutes dreiköpfiges Team hatte. Verena war in kompetenten Händen, das war gut. Sie wurde mit Blaulicht in die Klinik gefahren, wo Gular sie erwartete. Yashar, Anja und Silke folgten, bzw. versuchten es. Anja und mir wurde es Angst und Bange, weil der besorgte Yashar so raste. In der Klinik kam Verena dann gleich zum Kernspin – Alles in Ordnung! – Verena hatte wirklich einen guten Schutzengel und einen harten Schädel!

Sie durfte gleich wieder mit uns mitfahren und wir beschlossen in Gulars und Yashars nahe gelegene Wohnung zu fahren und etwas zum Essen zu bestellen. Es war sehr angenehm und gemütlich bei den beiden und ihren 4 Kindern. Verena stellte auf Wunsch dem Jüngsten (7 Jahre alt) relativ schwierige Mathematikaufgaben, die dieser sehr schnell mit Begeisterung und korrekt löste. Gegen 23.00 Uhr fuhr uns Yashar in unserer Appartment. Es war ein aufregender Tag und wir fielen erschöpft in unsere Betten.

 

Samstag

 

„ Wie geht es dir Verena?“ war die erste frage von Anja und Silke am kommenden Morgen. „Gut“, antwortete Verena. Unglaublich!

Heute wollten wir erst einmal zum Meer laufen, das wir die ganze Woche noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Dann nahmen wir uns ein Taxi und fuhren in die Altstadt, wo es viele kleine Läden gibt. „Nein ich möchte diesen Teppich nicht kaufen“, wir wurden von allen Ladenbesitzern angesprochen, ihren Laden anzuschauen und einen der unzähligen schönen Teppiche oder Seidenschals zu kaufen.

Das wurde auf Dauer doch sehr anstrengend und wir waren froh, als Togrul Verena anrief und wir einen Termin mit ihm und Rajabli ausmachten. Also kauften wir noch ein paar nette Sachen und fuhren dann mit dem Taxi zu Rajablis Büro. Togrul war schon im Büro und dolmetschte in Englisch, was Rajabli und mitzuteilen hatte. Über eine Stunde diskutierten wir, warum die Toshi-Nachkommen von Verena nicht mit ins Stutbuch II aufgenommen wurden sind. Bla Bla Bla ohne Ergebnis. Auch die Papiere von Tamar haben wir natürlich nicht bekommen. Wenigstens hatte Verena noch die brilliante Idee 2 weitere Stutbücher zu fordern, die sie auch gleich gebracht bekam. Etwas genervt und gefrustet verließen wir dann zügig das Büro und gingen ins gegenüberliegende Hippodrom, wo Togrul uns seine Pferde zeigte. Yashar erwartete uns auch dort und arrangierte, dass die Papiere von Tamar von einem andern Mitarbeiter vom Landwirtschaftsministerium geschrieben werden. Der Mann sprach heftig mit Yashar und Togrul und als wir fragten über was, stellte sich heraus, dass er noch kein Stutbuch von Rajabli bekommen hatte. Echt eine Frechheit, sogleich gab Verena ihm eines der gerade erstandenen Bücher, das andere bekam Yashar, der natürlich auch noch keins hatte!!! Wir hoffen, dass wir die Papiere für Tamar bald von Yashar geschickt bekommen.Nun brachte Yashar uns zurück in unsere Wohnung und Verena, die natürlich schon noch etwas Kopfweh hatte, ruhte sich erstmal etwas aus. Anja und Silke gingen shoppen und kauften Tee, Wein, Granatäpfel und Zigaretten. Mit einem „Hi“ wurden wir von einem Aserbaidschaner angesprochen wir grüßten höflich zurück und ein Gespräch entstand. Der junge Mann sprach perfekt englisch. Er fragte, ob er uns irgendwie helfen könne und wir antworteten, dass wir gerne einen Tee trinken würden. Sogleich führte er uns mir seinem Freund in die Fußgängerzone in eine nette Bar. Er fragte uns höflich, ob wir alleine Tee trinken wollten und wir verneinten, sodass wir uns sehr nett bei einem guten Tee unterhielten und am Schluss unsere Mailadressen austauschten. Dann brachte er uns zurück.

Leider hatten wir Stromausfall und mussten 11 Stockwerke zu Fuß gehen. Als endlich wieder Strom da war, fiel das Wasser aus.

Die Woche war schnell vergangen und wir begannen unsere Siebensachen zu packen. Spät abends gingen wir dann noch was essen. Im Anschluss kam noch Yashar vorbei und wir verabschiedeten uns.

 

Sonntag

 

Wir wurden um 5.00 Uhr von unserer Wohnung von einem türkischen Freund von Yashar abgeholt, der den gleichen Flug wie wir nach Istanbul hatte. Der Fahrstuhl ging mal wieder nicht und wir mussten das schwere Gepäck die 11 Stockwerke runterschleppen.

Der Flug und Aufenthalt in Istanbul verlief problemlos. Leider kam von den fünf aufgegebenen Gepäckstücken nur eins in Frankfurt an. Es war wohl ein ganzer Container beim Umladen vergessen worden. Das Gepäck kam dann aber einen Tag später und wurde uns mit dem Taxi nach Hause gebracht. Yashar erkundigte sich abends noch, ob wir gut angekommen seien und wie es Verena ginge.

 

THE END