Budjonny - Sportpferd der Extraklasse weitere Bilder hier

"Weit und unbegrenzt breiten sich die Salischen Steppen am rechten Ufer des unteren Don aus. Dies sind die alten Gebiete der Donpferdezucht. Hier wurde das Pferd von jeher geliebt, und jedermann strebte danach, ein hervorragendes Tier zu besitzen. Von Pferden erzählten Märchen, bildeten sich Legenden. Stammbäume wurden mündlich überliefert. Die Alten hielten die Kinder schon im frühesten Alter an, das Pferd zu lieben und zu schätzen, es zu lenken und zu beherrschen und dadurch ein guter Dschigit zu sein. Die Devise der Kosaken lautete: Trage Sorge zum Pferd, denn es dient Dir treu und schenkt dir Glück und Freude." (aus: Die sowjetischen Pferderassen, Verlag und Verfasser unbekannt)

Die junge Rasse der Budjonnys wurde erst nach der russischen Revolution entwickelt und ist damit eine der jüngsten russischen Pferderassen überhaupt. Ihren Namen hat sie ihrem "Entdecker", dem berühmten Volkshelden und Kommandeur der bolschewistischen Kavallerie im russischen Bürgerkrieg während der Revolution (1918 – 1920), Marschall Semjon Michailowitsch Budjonny zu verdanken, der ein perfektes Kavalleriepferd haben wollte. Es sollte alle positiven Eigenschaften eines Armeepferdes haben: Ausdauer, Zähigkeit, ein ausgeglichenes Temperament, Mut, Schnelligkeit, ausgezeichnetes Springvermögen und Wendigkeit, darüber hinaus sollte es aber auch über einen korrekten und stabilen Körperbau verfügen, d. h. nicht allzu groß, aber kompakt und gut fundamentiert sein. Diesen Idealvorstellungen versuchte er im Kavalleriegestüt in Krasnodar, nördlich des Kaukasus, und in Rostow/Don mit ausgesuchten Donstuten, sowie Chernomorstuten (kleinere, leichtere, temperamentvollere Donrasse, die hauptsächlich von den Don-Kosaken geritten wurde), die ja bereits viele der genannten Eigenschaften besaßen, und englischen Vollbluthengsten durch strenge selektive Zuchtmaßnahmen und einer wissenschaftlich begründeten Auswahl der Zuchttiere näher zu kommen. Versuche mit Kreuzungen von Kirgisenstuten, bzw. Kasachen- und Mongolenponies, waren nicht so erfolgreich, weil die schlimmen Gebäudemängel der Steppenpferde weiter vererbt wurden, bzw. deren Härte verloren ging. Als der zweite Weltkrieg begann und auf die Sowjetunion übergriff, mußte der gesamte Pferdebestand der Salischen Steppen hinter den Ural evakuiert werden. Die bisher erarbeiteten Grundlagen drohten zerstört zu werden. Jedoch die Liebe zum Pferd und die Aufopferung der Züchter verhinderten dies. Noch vor Kriegsende kehrten die Don- und Budjonnypferde wieder in die heimatlichen Steppen zurück.

Bevor 1948 die Rasse offiziell als "Budjonny" registriert wurde, sprach man zunächst vom "Anglo-Don". Heute werden die Budjonnys vor allem in der Ukraine und in der kasachischen und kirgisischen Republik gezüchtet. Diese Rasse ist das überzeugendste Beispiel züchterischer Kunst der sowjetischen Pferdespezialisten, sie ist die Fortsetzung und Bereicherung der besten russischen Zuchttraditionen.

1951 erschien der erste Band des Stutbuches für Budjonnypferde. In diesem Band sind alle Pferde aufgeführt, welche von einer staatlichen Kommission begutachtet und auf Abstammung, Exterieur, Maße, Leistungsfähigkeit und gut ausgeprägte Rassemerkmale überprüft wurden.

In den Gestüten werden die zwei- bis vierjährigen Pferde nicht nur auf der Rennbahn (wie in den sowjetischen Republiken überall üblich), sondern vor allem auch auf ihre Tauglichkeit als Kavalleriepferd hin leistungsgeprüft.
In der ersten Zeit der Zucht unterschied man drei Typen: "schwer", "orientalisch" und "mittel". Später wurde nur noch ein einziger Typ gezüchtet, der die Nachfrage nach guten Turnierpferden zufrieden stellte und einen höheren Vollblutanteil aufwies, meistens etwa 50%.
Der heutige Idealtyp eines Budjonny sollte etwa 1,63 m Stockmaß haben, gut proportioniert sein, schlanke und gerade Beine mit kräftigen Röhrbeinen und kleinen, harten Hufen und nur wenig seidigen Fesselbehang haben. Der zierliche, schmal zulaufende Kopf sollte auf einem ziemlich langen, gut angesetzten Hals sitzen. Etwa 80 % der vorkommenden Farben sind Füchse mit Goldschimmer, ein Erbe der Don- und Chernomorpferde. In den meisten Zuchtstätten erhalten Budjonnys einen Kaltbrand in der Sattellage: zwei Zahlen übereinander, wovon die eine den Geburtsjahrgang angibt, und die zweite angibt, das wievielte Fohlen des betreffenden Jahrgangs das Pferd ist.

Die Pferde sollen sehr ausdauernd sein und ein ruhiges, ausgeglichenes Wesen haben, aber auch äußerst erfolgreich in Hindernisrennen und Vielseitigkeitsprüfungen gehen. Das schwere Pardubicer Hindernisrennen in der ehemaligen Tschechoslowakei wurde einmal von einem Budjonny namens "Priboj" (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Vollblutaraber) gewonnen, aber auch andere Budjonnys haben durchaus erfolgreich an Wettbewerben der unterschiedlichsten Art mit Erfolg teilgenommen. Namen wie Sugrob, Ingas, Skatschek, Korbej und Sophist sind wohl die bekanntesten. Von einem anderen Budjonny namens "Zanos" wird berichtet, er habe 309 km in 24 Stunden mit nur einer Pause von 4 Stunden, und 1800 km in 15 Tagen mit einem Begleitpferd zurückgelegt.
Durchforstet man die Pedigrees heutiger Budjonnys, so fallen immer wieder dieselben Namen ins Auge: "Bims", ein englischer Vollblüter von Bareijn aus der Mimi muß wohl vielen Budjonnys seinen deutlichen Stempel aufgedrückt haben, genauso wie "Rubilnik" von Raufbold (höchstwahrscheinlich ein deutschgezogenes englisches Vollblut, dessen Name häufig auch noch mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird) aus der Biografia, ebenfalls ein oft eingesetzter englischer Vollbluthengst. Aber auch exquisite russische Vollblutaraber sind oft in Budjonny-Abstammungen zu finden: z. B. Namen wie "Nabeg" von Arax, "Menes" von Nabeg, sowie "Start" von Aswan.

"Die immer zahlreicher werdenden Freunde des Reitens, des Pferdesports, des Hobby- und Wanderreitens finden im Budjonny ein hervorragendes Pferd für ihre vielseitigen Bedürfnisse."

("Die sowjetischen Pferderassen")

Verena Scholian