Karabagh (auch: Karabach, Karabakh, Karabagher)

Beschreibung

In ihrer Heimat Berg-Karabagh und dem kleinen Kaukasus wurden Karabaghen seit altersher als Veredler für andere lokale Rassen eingesetzt: vor allem Donpferde und die aus diesen hervorgegangenen Budjonnys haben ihre Goldfuchsfarbe von den Karabaghpferden. Aber auch Kabardiner, Orlow-Traber und die lokalen Rassen in Aserbaidschan haben einen Großteil ihres Aussehens dem Karabagh zu verdanken. Karabaghpferde wurden –im Gegensatz zu anderen eurasischen Pferderassen – ausschließlich als Reitpferde genutzt und wegen ihrer extremen Trittsicherheit in unwegsamen Gelände auch mit einem schnellen Schritt (mind. 9 km/h) und einer bequemen Gangart (Pass / Tölt) gezüchtet. Hinzu kommt, dass sie als Gebirgspferde auch die Eigenschaft besitzen, bei Schreck nicht in Panik davon zu stürmen, sondern wie angewurzelt stehen zu bleiben, was gerade im Gebirge einen hohe Sicherheit bedeutet.

Exterieur

In ihrer Heimat werden die Pferde nicht viel größer als 143 – 150 cm, wobei diese Größe eher durch das Einkreuzen von Arabischem Vollblut erreicht wird. In Europa aufgewachsene Karabaghen werden im Schnitt fütterungs- und haltungsbedingt ca. 4 – 5 cm größer.

Gebäude

Karabaghpferde sind relativ kleine, edle Pferde im Quadratformat mit schmalem Kopf, breiter Stirn mit relativ weit auseinanderstehenden Ohren, schlankem Rumpf, grazilen Beinen und großen, wachen Augen, einem geraden Nasenprofil. Karabaghen besitzen einen hoch angesetzten, mittellangen Hals und einen Widerrist, der eine gute Sattellage ermöglicht, Rücken und Kruppe sind gut bemuskelt, die Kruppe leicht abfallend und rund. Die Beine trocken, der Unterarm auffallend lang, die Gelenke kräftig. Die Hufe klein und fest.

Fell und Färbungen

Bei der Karabaghrasse handelt es sich um eine Farbzucht. Äußerlich sichtbare, genetisch fixierte Farbanlagen sind deswegen bei der Zuchtbewertung unumgänglich. In Stutbuch Nr. 1 wurde das Zuchtziel „gleichmäßig rotgold“ (Goldfuchs) gefordert, wobei es sich hier sehr wahrscheinlich um den Goldfuchsfalben handelt. Die charakteristische Färbung der ursprünglichen Karabaghen wird im Stutbuch „Naryndji“ genannt. Erklärt wird dies gemäß vorliegender Stutbuchübersetzung mit „nahe der Zitrone oder gelb-schwarz/ brauner Farbe mit Glanz am Fellhaarende. Die Mähne und der Schweif sind kastanienbraun-dunkel mit Schimmer am Fellhaarende “ Im Stutbuch 2 werden als Farben genannt: fuchs, hellgoldfuchs, rotgoldfuchs, braun und goldbraun. Besonders erwähnenswert ist die Fellbeschaffenheit, vor allem bei den Goldtönen. Das Fell ist seidenweich und hat (noch nicht untersucht) wahrscheinlich eine andere Haarstruktur als bei den üblichen Fellfarben. Außerdem gibt es häufig im Winterfell Locken im Langhaar, manchmal sogar im Deckhaar.

Weiße Abzeichen an Kopf und Beinen, sowie Stichelhaare und der Aalstrich auf dem Rücken sind erwünscht.

 

Grundgangarten / Bewegungen / Bewegungsablauf

Wichtige Grundgangarten waren noch im 19. Jahrhundert der energische, schnelle Schritt (9 km/h), sowie der rund gesprungene Galopp. Auf den Zuchtschwerpunkt „schwebenden Trab“ hat man verständlicherweise verzichtet, da eine bequeme, schnelle und sichere Fortbewegung im Gebirge keinen Schwebetrab benötigt. Karabaghen der alten Linien hatten stattdessen noch den Tölt, bzw. Pass im „Angebot“, der heute leider durch ständiges Einkreuzen von Vollblutarabern verloren ging. Seit den Zeiten der Sowjetunion und auch jetzt noch werden Karabaghen in ihrer Heimat auf Rennbahnen in Flachrennen getestet. Seit 2013 werden in Aserbaidschan auch Polowettbewerbe und lokale Wettbewerbe „Chov-gan“ mit Karabaghpferden durchgeführt.

Interieur

Ihr Temperament ist energisch, aber gut regulierbar. Karabaghen der originalen Linien sind sensibel, ehrlich und überwiegend sehr personenbezogen, daher sehr vorsichtig gegenüber jedem Fremden. Sie sind aber mutig, sehr ausdauernd und vor allem wendig und trittsicher. Typisch ist für Kabaghen ist ihr Verhalten bei Gefahr, da sie nicht wie bei anderen Pferden üblich in Panik davonstürmen, sondern im Stand verharren und abwarten, wie sich die (vermeintliche) Gefahr entwickelt.

Zuchtgeschichte

Ursprung

Die Rasse ist verhältnismäßig alt; man vermutet die Ursprünge um das 8. Jahrhundert herum. Entstanden ist das Karabaghpferd wahrscheinlich durch Kreuzungen der edlen Pferderassen rund um das Kaspische Meer: aus Persien, Turkmenien und dem Osmanischen Reich. Leider zählt diese Rasse im Augenblick zu den stark gefährdeten Pferderassen, daher sorgen sich einzelne Züchter in Aserbaidschan und Deutschland für den Erhalt der Rasse.

Zuchtmethodik & Veredelungen

Die Stutbücher 1 und 2 (zur Zeit ist Nummer 3 in Arbeit) haben verschiedene Zuchtmethoden präferiert: Stutbuch 1 (seit 1948 wird schriftlich erfasst) lässt lediglich Einkreuzen von Vollblutaraberhengsten zu, wobei die Mutterlinie generell karabaghisch sein muss. Als feststand, dass die Rasse mit nur wenigen Exemplaren zum Aussterben verurteilt war, wenn nicht andere Methoden ebenfalls genehmigt würden, ging man in Aserbaidschan dazu über, auch Stuten mit rassetypischem Aussehen für die Karabaghzucht einzusetzen. Bis 2013 waren bereits Pferde in der Zucht, die nur noch 1/10 Karabaghanteile in ihrer Abstammung aufwiesen. 9/10 waren Vollblutaraber. Damit waren die Pferde zwar schneller auf der Rennbahn, jedoch glichen sie mehr und mehr einem Araber als einem Karabagh. Mittlerweile (2014) dürfen Arabo-Karabaghen nicht mehr mit Karabaghen zusammen auf der Rennbahn konkurrieren.

Zuchtbücher/ Zuchtverbände

Bisher sind Stutbücher 1 und 2 erschienen. Beide wurden vom Ministerium für Landwirtschaft in Baku/Aserbaidschan herausgegeben. In Deutschland werden Karabaghpferde züchterisch in Bayern, bzw. in Hessen (Pony- und Pferdezuchtverband) betreut. Der bayrische Spezialrassenverband richtet sich dabei ausschließlich nach den Veredelungsmethoden mit Vollblutarabern und einer (nicht existierenden) Stutbuchführung in Ryazan.

Besondere Vererber

Als die Zucht 1948 von sowjetischen Veterinäringenieuren wieder aufgebaut wurde und zunächst keine Hengste verfügbar waren, wurden in 1948 dann die ersten Vererber aus der Vollblutaraberzucht eingesetzt: Kontingent, Kadmi und Parol vom AV-Gestüt in Tersk  Danach folgten Kadmi II, Korf II und Sophist II, zusätzlich die Hengste Tuman (Tersker), Dnjepr (Don) und Rombowidnowo (Budjonny), alle farblich passend: goldrot. Erst 1951 kamen Karabaghhengste aus den Nachbargestüten als Vererber hinzu. Es waren dies: Noghta, Sultan und Nadir II.

Verwendung

Das Karabaghpferd ist ein typisches Gebirgspferd mit besonderen Eigenschaften, die auch für lange Distanzen und durch ihre Wendigkeit auch für Westernreitweisen geeignet sind. Dort können sie auch gut mit Pferden der spezialisierten Rassen (Quarter, iberische und arabische Rassen) konkurrieren.

Besonderheiten

Auffällig sind bei Karabaghen die Fellfarbe Gold, sowie ihr Verhalten bei Gefahr.

Empfehlenswerte Links

www.karabagh.info