Reisetagebuch: Russland-Tour September 03  von Anna: (Bilder bei Klick)

(russische Wörter -wie zum Beispiel die Wochentage in den Überschriften- sind in phonetischer Schreibweise wiedergegeben)

        Dnjewnik Russland-Tour September 03

von Anna Seuberth

 

Vorwort: Seit ich von 1993 bis zu seinem Tode im Jahr 1996 einen russischen Budjonnywallach,  Oshavek, besaß, interessierte mich Russland, seine Gestüte und Landschaften. Ich informierte mich, und was ich hörte, schien mir wundervoll: Weite Wiesen, Steppe und halbwilde, große Pferdeherden. Es ergab sich, dass Reinhard Böker, der sonst Reittouren durch die Steppe Kalmückiens organisiert (www.tulipan-reisen.de), eine zweiwöchige Gestütsbesichtigungstour durch Südrussland anbot. Zusammen mit meinem Bekannten Walter beschloss ich, an der Reise teilzunehmen und anschließend eine Woche länger zu bleiben, um das Gestüt Budjonny zu besuchen. Ich hatte zur Vorbereitung einen Jahreskurs Russisch an der Volkshochschule belegt und anschließend dank der Hilfe russischer Freunde („Spaciba Aljeg, Tanja, Lilja u Dima!!!“) meine Kenntnisse vertieft und aus Pferdebüchern noch das Fachvokabular dazugelernt. So vorbereitet starteten wir am 1. September 2003 von München aus.

 

            Wtornik, 2. 9. – Ankunft in Mineralnije Wodij

Unser Flieger kam um vier Uhr Ortszeit in Moskau an. Die Passkontrolle war ziemlich kompliziert, wir mussten eine „Migrationaja Karta“ ausfüllen, von der wir einen Abschnitt bis zur Abreise aufzubewahren hatten. In der Eingangshalle des Flughafens Sheremetjewo 2 mussten wir uns für den Bustransfer zum Flughafen Sheremetjewo 1 anmelden, da von dort die Inlandsflüge starten. Um acht Uhr konnten wir dann bei strömendem Regen in einen Kleinbus einsteigen. In der Wartehalle von Sheremetjewo 1 trafen wir die anderen Reiseteilnehmer, fünf Personen, natürlich auch alles begeisterte Pferdeleute: Unser Reiseleiter Reinhard, der einen Achal-Tekkiner aus dem Gestüt Achal in Kalmückien besaß und nach seinem ersten Besuch in Russland begann, Reittouren in der Steppe zu organisieren, um den Menschen eine Einkommensquelle zu bieten. Sigrid, die fast alle in Europa lebenden Achal-Tekkiner mitsamt Abstammungen kennt, Birgit, Besitzerin eines Fjordpferdes, Jürgen, der zuhause eine Halbblutstute hat, und Herrmann, der mit seinem Pferd an Distanzritten und –fahrten teilnimmt. Mit einem kleinen Flugzeug (aber noch keine Propellermaschine!) flogen wir nach Mineralnije Wodij, einem Kurort im Süden Russlands, an den Ausläufern des Kaukasus. Dort war es bei strahlendem Sonnenschein fast 40°C warm! Wir wurden von unseren russischen Reisebegleitern abgeholt: Raissa, unsere Dolmetscherin, eine Deutschlehrerin aus Elista, deren schönen Formulierungen man anmerkte, dass sie all die deutschen Klassiker tatsächlich gelesen hatte; unser Fahrer Mischa und unser „Manager“ Baatr, der zu der Sorte Mensch gehört, die sich mit allen schnell anfreunden und der deswegen der optimale Organisator solch einer Tour war – er hatte überall Bekannte und wusste immer, was man noch anschauen oder was man noch machen könnte. Wir wurden mit unserem Kleinbus zu unserer Unterkunft gebracht. Ich wohnte mit einigen anderen aus unserer Gruppe bei Pjotr, einem verdienten Veteranen des Reaktorunglücks bei Tschernobyl. Er hatte bei den Aufräumarbeiten geholfen und ist nun im Ruhestand. Wir wohnten in einem kleinen Häuschen zwischen den Städten Min-Vod und Pjatigorsk und wurden von der Mutter Pjotrs hervorragend versorgt. Wir fuhren mit unserem Bus gleich weiter nach Schelesowoda, einem weiteren Kurort. Dort konnten wir im Kurpark das warme, eisen- und schwefelhaltige Quellwasser probieren. Dann besichtigten wir noch eine Höhle in einem Ausläuferberg des Kaukasus und genossen das Panorama: weites Land, riesige Felder, grüne Berge. Zu Abend aßen wir bei unserer Gastfamilie, dann saßen wir noch ein bisschen vor dem Haus und gingen bald schlafen.

 

            Sreda, 3. 9. – Gestüt Stawropol

Nach dem Frühstück (es gab Bratkartoffeln!) wurden wir von den anderen unserer Gruppe abgeholt und fuhren zum Gestüt Stawropol. Der Gestütsleiter, Alexander Stepanowitsch Klimuk, der sogar Deutsch spricht, ließ einige seiner Hengste vorführen: verschiedene Achal-Tekkiner-Hengste, u. a. Orlan, Achmed, Aquamarin, Pirachmed und den beeindruckenden, falbfarben-metallisch glänzenden Piastr. Es folgte der Tersker Schimmelhengst Sewerni, ein Pferd wie aus dem Bilderbuch, Tersker Junghengste und ein irischer Vollbluthengst. Die Hengste sprangen beim Vorführen oft herum, stiegen und versuchten sich loszureißen, doch zum Fotografieren standen sie einwandfrei still. Herr Klimuk kommentierte dies mit einem Sprichwort der Kosaken: „Das Pferd spielt, der Besitzer freut sich!“  Dann fuhren wir auf die Weiden, wo auf einer riesigen Wiese von mehreren Kilometern Ausdehnung Vollblut- und Achal-Tekkinerstuten mit Fohlen leben. Sie sind Tag und Nacht draußen und bekommen zu dem spärlichen Gras geschnittenen Mais zugefüttert. Die Pferde waren alle zutraulich und umgänglich, einige liefen uns dauernd hinterher, um sich kratzen zu lassen. Sogar die Fohlen kamen zu uns her. Später fuhren wir mit dem Bus weiter Richtung Kislowodsk. Unterwegs probierten wir Kwaß, den russischen gegorenen Brottrunk. An einer Schlucht zwischen Bergen hielten wir, wo eine Art Burg als Hotel neu gebaut wurde. Wir gingen ein Stück ins Tal hinter spazieren. In Kislowodsk liefen wir ein Stück in der Fußgängerzone und saßen noch länger in einem Cafe, wo wir georgischen Wein und Champagner probierten.

 

Tschetwerg, 4. 9. – Ausritt und Weinprobe

Wir fuhren um zehn Uhr los zu einem neueröffneten kleinen Reitstall, der in der Nähe Pjatigorsks liegt. Zunächst wurden uns mehrere Pferde an der Longe vorgeführt, Achal-Tekkiner und Budjonnys, dann wurden die Pferde zum Reiten verteilt. Nach längeren Diskussionen hatte  jeder ein Pferd: Walter einen großen, ruhigen Hengst, ich einen kleinen Budjonnywallach, die anderen Reiter ebenfalls Budjonnys und Tekkinerkreuzungen. Birgit bekam einen Kabardiner, der ihr als sehr ruhig und zuverlässig beschrieben wurde. Dies bewahrheitete sich auch, doch noch dazu war das Pferd trittsicher, fleißig und hatte laut Birgit herrlich weiche Gänge. Diese Erfahrung führte dazu, dass Birgit des öfteren ihre Sympathie für diese Rasse äußerte, statt den edlen Achal-Tekkinern zu huldigen. Daraufhin beschloss der Reiseleiter die Einführung der „Achal-Tekkiner-Einheiten“: Ab sofort war jede Rasse im Vergleich zu den edlen Rössern zu beschreiben. Dieses System bewährte sich derart, dass wir es später sogar auf die Saigaantilopen anwandten!

Kurz nach dem Abritt zeigte Reinhards Tekkiner seinen Stallmut in Bocksprüngen, bei denen sich sein Reiter nicht halten konnte. Also sind wir ohne das Paar weiter geritten und über eine steppenartige Wiese einen Hang hinauf und an dessen oberen Rand entlang. Mehrmals mussten wir durch Gräben klettern, was die Pferde recht gut machten. Nach einem solchen Graben hat jedoch ein weiteres Pferd gebockt und seinen Reiter abgeworfen. Der Stallbesitzer erklärte später, dass er über keine eingezäunten Koppeln verfügte und die Pferde, da Hengste dabei wären, nicht zum Austoben frei laufen lassen könne. Auch mein Budjonny bockte mehrmals, aber ich hatte einen Armeesattel bekommen, in dem man sehr sicher sitzt.

Anschließend gingen wir zum Mittagessen ins gleiche Cafe wie am Vortag – immerhin gab es keine Buchweizengrütze – und fuhren dann zu einer Weinprobe. Zuerst besichtigten wir die gesamte Weinkellerei. Unsere arme Dolmetscherin Raissa, die das reiterliche Fachvokabular auf Deutsch schon hervorragend beherrscht, musste nun auch noch den in alle Details ausgeführten Vorgang der Weinherstellung übersetzen! Anschließend durften wir an einer schön gedeckten Tafel verschiedene Weine probieren: Kräuterliköre mit Bergblumen und Wermut, Obstweine und einen Kräuterbalsam mit 45%!

Abends gingen wir noch Schwimmen in dem See, an dem früher Breschnews Datscha stand; der See war voller Algen (Baatr meinte „grasy water“) und das Wasser schweflig, aber warm!

 

            Pjatniza, 5. 9. – Pjatigosk und Gestüt Tersk

Wegen Wolken fuhren wir nicht auf den Berg Maschuk, sondern zu einer Aussichtsplattform an seinem Fuß, von wo wir auf die Stadt Pjatigorsk schauen konnten. Anschließend waren wir noch an verschiedenen anderen Stellen, unter anderem an einem unterirdischen Schwefelsee, dessen Wasser im von oben einfallenden Licht weiß-bläulich schimmerte. In seinem oberirdisch abfließenden warmen Wasser konnte man die Füße baden. Dann sahen wir die Äolsharfe, wo ursprünglich Metalldrähte vom Wind zum Schwingen gebracht wurden und jetzt nur noch eine klassizistischer Pavillon steht, und den Bronzeguß eines Adlers, dem Wahrzeichen Pjatigorsks, der auf dem „gorjatschi Gora“ („Warmer Berg“ wegen der heißen Mineralquellen) steht. Auf dem Rückweg stand, wie bestellt, ein Stand mit Gebäck direkt neben dem wartenden Bus! So bekamen wir Eindrücke von allen Facetten russischer Kultur, inklusive der Backkunst! In Pjatigorsk waren wir dann noch in einem modernen Einkaufszentrum und auf dem Markt.

Gleich anschließend fuhren wir zum Gestüt Tersk, wo ausschließlich Vollblutaraber gezüchtet werden. Auf dem Gelände stehen Bronzeplastiken einer Stute und des Hengstes Assuan. Rund um die Vorführhalle sind die Hengstboxen angeordnet, wo u.a. Balaton steht. Mehrere Hengste, darunter auch zum Vergleich ein Achal-Tekkiner, wurden freilaufend in der Halle vorgeführt. Danach durften wir uns für Fotos auf den Hengst Aspirant setzen. Wir sahen noch zwei freilaufende Stuten mit Fohlen und waren im Junghengststall.

Wieder zurück, sind Hermann und ich mit Baatr nach Pjatigorsk zum Hippodrom (Rennbahn) gefahren. Wir waren in dem Stall, in dem die Achal-Tekkiner aus dem kalmückischen Gestüt Achal stehen, aßen dann bei der Familie zu abend, bei der die anderen aus unserer Gruppe wohnten, und versuchten später noch, uns mit unserem Gastgeber Pjotr zu unterhalten. Jedoch hat er trotz Wörterbuch und mannigfaltigsten Umschreibungen nichts mehr verstanden – vielleicht war es schon zu spät!

 

             Subbota, 6. 9. – Achal-Tekkiner-Zuchtschau

Heute war der erste Tag des Achal-Tekkiner-Meetings in Pjatigorsk. Leider war das Wetter nicht schön, es war kalt und regnerisch. Wir mussten unserem Reiseleiter halt glauben, dass man bei schönem Wetter von der Tribüne des Hippodroms aus den Elbrus, den höchsten Berg des Kaukasus, sehen könnte!  Wir waren zuerst noch eine Zeitlang im Rennstall des Gestütes Achal, dann gingen wir zum Beurteilungsring, der in der Mitte der Rennbahn war. Die Pferde wurden in vier Klassen vorgeführt, Hengste und Stuten, jeweils unter und über zwei Jahre. Als Beurteiler waren die Zuchtleiterin für ganz Russland, Dr. Tatjana Riabowa, und mehrere Helfer anwesend. Sie beurteilten die Pferde lange und sehr genau, immerhin ging es um den Titel des russischen Champions! Das Gestüt Stawropol war mit vielen Pferden beteiligt und konnte dementsprechend gute Ergebnisse erzielen. Wir sahen bei manchen Klassen länger, bei anderen weniger lange zu, gingen gelegentlich in den Stall, um uns mit Tee aufzuwärmen, und trafen Mitglieder des deutschen Achal-Tekkiner-Verbandes. Als ich, um mich aufzuwärmen, einmal um die Rennbahn lief, traf ich zwei Leute, die bei ihrem Auto standen und Wodka tranken. Ich wurde gleich zu einem Becher eingeladen, was bei der Kälte gar nicht so schlecht war, und hätte auch noch was zu essen annehmen sollen! Abends gingen wir in ein Cafe zum Essen. Dort konnte Baatr noch eine Heldentat vollbringen, indem er einen Hund rettete, der in einen 1m tiefen Gullyschacht gefallen war!

 

            Waskrisenije, 7. 9.

An diesem Tag fanden die großen Rennen in Pjatigorsk statt, und es war wolkenloser Himmel mit strahlendem Sonnenschein! Als wir zuhause Richtung Süden schauten, schien es fast unglaublich: Mitten über der leichten Hügelkette  ragte hoch der weiße Doppelgipfel des Elbrus auf! Mir schien es mehr wie eine Pappkulisse, so schön wirkte das Bild.

Morgens fuhren wir erst mal zu einem Markt im Kaukasus. Er fand in der Stadt Utschkeken in der Republik Karatschaio-Tscherkessien statt, weswegen wir zu einer Art Grenzübergang mussten, und die Hälfte von unserer Gruppe hatte keinen Reisepaß dabei! Das ist aber in Russland kein Weltuntergang, sie mussten eine kleine Strafe zahlen und durften dann passieren. Der Markt war uns von Herrn Blatt vom Achal-Tekkiner-Verband empfohlen worden und war richtig ursprünglich: Es gab Rinder, Schafe und Pferde, vor allem Kabardiner! Es waren sehr schöne Pferde dabei, alle waren wohlgenährt und gesund. Außerdem gab es Lebensmittel und Kleidung, ich kaufte mir einen warmen Schafwollpullover, Mütze, Handschuhe und Socken.

Nun ging es zur Pjatigorsker Rennbahn, und es schien immer noch die Sonne! Wir durften auf der Trainertribüne sitzen, gleich neben dem Führring, direkt dort, wo die Pferde auf die Bahn geführt wurden. Wir sahen alle Rennen, vor allem liefen Achal-Tekkiner, aber  auch Araber und Englische Vollblüter. Wir konnten bei Starts zuschauen, waren auch mal auf der Haupttribüne und wetteten untereinander. Das Gestüt Achal konnte mehrere Platzierungen verzeichnen, obwohl sie nur mit einer geringen Zahl an Pferden starteten, unter anderem war der Hengst Kaskad zweiter im 6000m-Rennen! Stawropol hatte wieder eine große Zahl guter Pferde mitgebracht, Herr Klimuk konnte öfters zur Preisübergabe antreten. Auch ein Rennstall mit Pferden aus der Republik Dagestan stellte mehrere erste Plätze, wobei jedes Mal ein Fanclub von fast 50 Personen das Pferd zur Auszeichnung begleitete! Nach den letzten Rennen gingen wir in „unseren“ Rennstall zum Feiern und lernten dabei auch den Jockey kennen, ein junges Mädchen, die eine Schule absolviert hat und jetzt für verschiedene Ställe reitet.

 

            Ponidjelnik, 8. 9. – Achal-Tekkiner-Schau im Gestüt Stawropol

Herr Klimuk hatte uns eingeladen, zu einer ausführlichen Vorstellung seiner Zuchtpferde zu kommen. Also fuhren wir noch einmal zum Gestüt Stawropol. Herr Klimuk begrüßte uns und überreichte jedem einen Kalender mit Pferdebildern aus seinem Gestüt. Das Publikum bestand aus Fachleuten: Anwesend waren Dr. Riabowa mit anderen Personen aus ihrem Institut, die Delegation des deutschen Tekkiner-Verbandes, Züchterkollegen Klimuks und sogar der Künstler, der die Pferdeplastiken in Tersk geschaffen hatte! Vorgeführt wurden diesmal all die herrlichen Hengste, die in Stawropol stehen. Als der glänzende Falbe Piastr nicht stillstehen wollte, bemerkte Herr Klimuk „Ein Pferd aus lebendigem Silber...kann einfach nicht stillstehen!“. Es folgten Stuten mit und ohne Fohlen. Zwischendurch ging ich mit Birgit los, um Tersker zu sehen. Dank der Hilfe eines Gestütsmitarbeiters wurden wir sogar fündig! Wir sahen auch Tekkiner-Jungpferde, die im Auslauf in ihrer Wasserstelle planschten und sich im Schlamm wälzten. Bei den Vorführungen folgten die Vollblut-, Tersker- und Araberhengste, anschließend wurden alle Zuschauer zum Essen eingeladen. Es gab furchtbar viel zu essen, zuerst verschiedene Sakuski, dann Suppe und zwei Fleischgerichte. Außerdem standen Wodka und Wasser am Tisch, und immer wieder wurden einzelne Personen von Herrn Klimuk aufgefordert, eine kurze Rede samt Trinkspruch zu halten, woraufhin die Gäste ihre Wodkagläser zu leeren hatten! Als unsere Gruppe an die Reihe kam, meinte Herr Klimuk, ich könne doch auf russisch die Rede halten, also  habe ich die russischen Pferderassen im Allgemeinen und das Gestüt Stawropol im Besonderen gelobt, und ich glaube, man hat mich sogar verstanden!

Danach folgte die Vorführung eines Achal-Tekkiners unter dem Sattel über Sprünge, die Vorstellung mehrerer Jährlinge, wobei wir wieder für Sigrid Namen, Farben und Abstammungen notieren mussten, und dann besuchten wir die Herde auf der Weide. Diesmal trieb ein berittener Hirte die Stuten im Galopp her, was ein wunderschönes Bild ergab. Ich lernte einen Tierarzt aus dem Libanon kennen und musste mich auf französisch mit ihm unterhalten!

Abends fuhr unsere Gruppe noch zu einem Grillplatz in der Nähe unseres Wohnortes, der sehr schön an einem kleinen Bach und See liegt. Dort gab es schon wieder so viel zu essen, diesmal Schaschlik. Die Schaschlikspieße in Russland sind allerdings etwas größer als unsere hier!

 

            Wtornik, 9. 9. – Fahrt nach Kalmückien

An diesem Tag fuhr unsere Gruppe weiter nach Kalmückien. Das ist eine Republik,  die nördlich von Dagestan am kaspischen Meer liegt. Das Volk, die Kalmücken, die 50% der Bevölkerung stellen, stammen ursprünglich aus Tibet, waren dort vertrieben worden und konnten sich in dieser Gegend, die hauptsächlich aus Flachland mit Steppenvegetation besteht, niederlassen. Unter Stalin war das Volk dreizehn Jahre lang nach Sibirien verbannt, was mehr als der Hälfte der Bevölkerung das Leben kostete. Die Kalmücken sind Buddhisten; die Flagge zeigt eine Lotusblüte, und im letzten Jahr war sogar der Dalai Lama zu Besuch!

Um neun Uhr fuhren wir los. Da wegen dem ganzen Gepäck hinten in unserem Kleinbus kein Platz war, konnten Sigrid und ich abwechselnd vorne sitzen und dort die herrlichen Landschaften genießen! Wir passierten riesige Stoppelfelder, Seen und Dörfer, in denen Rinder, Ziegen und Geflügel frei herumliefen! Gelegentlich sah man auch Arbeitspferde vor dem Wagen. Mittags aßen wir in einem Restaurant an der Straße. Als wir die Grenze nach Kalmückien überquerten, hielten wir an und stießen mit Sekt an, so freuten sich unsere Begleiter, wieder in ihrem Heimatland zu sein! Diesmal erwartete uns auch kein Grenzposten, sondern nur, mitten in der weiten Steppe stehend, eine große Tafel mit kalmückischer Aufschrift und das Standbild eines Schäfers. Kurz nach der Grenze bogen wir in einen Steppenweg ein und fuhren auf eine Landzunge im Manytsch-See, ein flacher Salzsee, an dem viele Vogelarten leben. An deren Spitze fiel der Sandboden in Steilklippen ab, und wir liefen etwas herum, sahen uns das trockene, harte Steppengras an und staunten über die Weite des Himmels über dem riesigen See. Der nächste Halt war eine Stelle, wo die Steppe flach zum See hin abfällt. Überall sahen wir Rinder- und Schafherden, manchmal auch Pferde, die oft gehobbelt waren, denn Zäune gibt es in der Steppe fast nicht. Wir mussten sehr lachen, als wir auf einem Weg fuhren, dessen Spuren im Gras fast nicht mehr auszumachen waren, und einen Weg von ähnlichem Ausmaß kreuzten: Dort stand mitten in der Steppe ein „Vorfahrt gewähren“-Schild!

Kurz vor der Hauptstadt Elista hielten wir an, als die Straße von der unteren zur oberen Hochebene anstieg, und konnten eine Aussicht von bestimmt 30km genießen! Baatr fand den Spruch aus Norddeutschland sehr passend, den ich ihm übersetzt habe: „Dort ist das Land so flach, dass man am Montag schon sehen kann, wer am Sonntag zu Besuch kommt!“ Auch die Steppe Kalmückiens ist so flach, doch gibt es immer wieder Senken und ausgetrocknete Bachläufe. In Elista holten wir Olga, unsere Dolmetscherin für die nächste Etappe, ab, die an der Universität Deutsch unterrichtet. Dann fuhren wir weiter nach Trotzkie, eine Siedlung nicht weit von Elista, wo wir im Haus des Gestütsmeisters Batmar zu abend aßen und Walter, Herrmann und ich auch übernachteten. Das Haus hat zwar Gas und Strom, aber kein fließendes Wasser. Dafür gibt es außerhalb des Hauses eine Art Sauna, wo auf einem Ofen immer heißes Wasser steht!

 

            Sreda, 10. 9. – Saigas, Steppe und Kamel

Nach einigen Diskussionen fuhren wir los und hatten vor, statt des Budjonny-Gestüts Oktjabrskaja, das wir kurzfristig eingeschoben hatten, doch das ursprünglich geplante Programm zu machen. Als erstes fuhren wir zu einer Aufzuchtstation für Saigaantilopen, die vom Münchner Tierpark unterstützt wird. Die Tiere waren ursprünglich in der Steppe weit verbreitet, bis die Chinesen wieder mal eine medizinische Verwendung für die Hörner fanden. Daraufhin wurden sie extrem dezimiert, und heute versucht man, die Restbestände zu retten. Die Saigas sehen mit ihren großen Nasen und den netten Gesichtern  total süß aus! Bei der Weiterfahrt hielten wir bei grasenden Pferden, die vermutlich Budjonnys waren. Dann kamen wir zu einer großen Pappel, dem einzigen großen Baum weit und breit, der vor gut 150 Jahren von einem Mönch gepflanzt wurde und ein buddhistisches Heiligtum ist. Er steht sehr malerisch am Rand der oberen Hochebene. Wir liefen weiter zu einer Quelle unterhalb, die bitteres, angeblich heilkräftiges Wasser hat, und spazierten noch ein wenig in der Steppe herum. Unsereins kann sich kaum vorstellen, wie das ist, an einem Ort zu sein, wo Stille herrscht, kein Motorenlärm, keine Flugzeuge, und wo rundherum, so weit man schauen kann, keine Siedlung ist, keine Straße,  keine Hecken – vielleicht mal ein paar Kühe! Nach dem Mittagessen in Elista, wo wir Kumys, die vergorene Stutenmilch, probierten, fuhren wir quer durch die Steppe zu einer Kamelfarm. Ich saß wieder vorne im Bus, und Baatr und Mischa wunderten sich sehr, dass ich mich auch bei der x-ten Schafherde noch über den Anblick freute! Sie hatten vorausgesagt, dass ich irgendwann einmal genug von all den Schafen haben würde, von denen es in Kalmückien so viele gibt. Es stellte sich heraus, dass die Kamele auf eine andere Farm gebracht worden waren, also fuhren wir weiter. Zuerst kamen wir bei einer Stutenmilchfarm vorbei, die wir leider nicht besichtigen konnten, und dann stießen wir schließlich auf die Kamele: Mitten auf einem Parkplatz am Rande der Hauptstraße Elista-Wolgograd stand ein Paddock mit Kamelstuten und Fohlen, daneben eine Kibitka (Jurte), vor der ein Kamel mit Satteldecke angebunden war. Ein etwas vorwitziger, ziemlich großer Hengst war an einem langen Strick angebunden und kam immer wieder neugierig her, wir durften die Tiere streicheln und auf dem kleineren Kamel wurde jeder eine Runde geführt. Vor allem das Aufsteigen ist wegen der Höcker doch schwieriger als beim Pferd, aber man sitzt dafür dann sehr bequem!

Beim Abendessen in einem kleinen Lokal bei Trotzkie wurde dann noch Russisch geübt: Wir sollten eigentlich lernen, kalmückischen Tee zu bestellen: „Kalmütschkij Tschaij, paschalusta!“. Da uns aber das Kamel (Russisch: „werbljud“) fast mehr beeindruckt hatte als der Tee, der mit Milch, Butter und Salz gekocht wird, wurde kurzerhand umformuliert: „Kalmütschkij Werbljud, paschalusta!“

            

Tschetwerg, 11. 9. – Gestüt Achal

Gleich vormittags fuhren wir los zum Dorf Tschagorta, bei dem das Gestüt liegt, von dem wir schon so viel gehört hatten. Das Dorf liegt mitten in der Steppe; eine breite, erdige Dorfstraße, die bei Regen versumpft, und rechts und links eine Reihe kleiner, bunter Häuser. Das Gestüt liegt etwas außerhalb, und wir mussten über eine Hängebrücke laufen, um dorthin zu gelangen! Zum Gestüt gehören mehrere Stallungen, teilweise nicht fertig gestellt, teilweise verfallend; die Pferde dagegen sind erstklassig. Vor dem Hintergrund der Steppe wurden uns mehrere Hengste vorgestellt: die Achal-Tekkiner Gulam (dunkelbraun), Forte (falb) und Azamat (dunkel-gold) und Vollblüter. Alle „spielten“ sie an der Hand der geübten Vorführer und zeigten ihre ganze Kraft und Eleganz. Zuletzt folgte ein dreijähriger Donhengst aus dem Gestüt Simownikowski (Rostower Gebiet), der zum Verkauf stand. Als wir nach den Stuten fragten, war die Antwort nur ein langer suchender Blick in die Steppe: „Da hinten, irgendwo hinter dem Horizont, müssten sie sein!“ In diesem Gestüt gibt es keine Zäune, keine Koppeln; die Stuten weiden den ganzen Tag frei unter der Aufsicht eines berittenen Hirten in der Steppe! Wir fuhren mit dem Auto ein Stück weit hinaus, während Jürgen und Baatr zu Fuß liefen. Auf einem langen Spaziergang sahen wir dann auch alle Stuten und Jungpferde! Während wir wieder ins Auto stiegen, liefen unser Steppenläufer und sein Lehrling auf Schusters Rappen zurück, weswegen Jürgen den Titel des Steppenläufers nun auch tragen darf. Im Gestüt war der Donhengst Barbaris schon gesattelt zum Probereiten. Als erstes stieg Jürgen auf, und nach ein paar hektischen Runden im Hof – das Pferd war kaum ausgebildet und reagierte nur schlecht auf Schenkel und Zügel – lenkte Jürgen den Hengst im Galopp in die Steppe. Dort ist ja nichts, was Pferd und Reiter behindern könnte, Bodenunebenheiten meistern die Pferde problemlos, und so kann man dort auch mit einem solchen Pferd einfach drauflosreiten! Noch dazu trug Barbaris wieder einen Miltitärsattel, der viel mehr Sicherheit bietet als die englischen Sättel. Nach einer Runde kam Jürgen freudestrahlend zurück. Als er sah, dass wir uns noch nicht einig waren, wer als nächstes reiten würde, meinte er „Darf ich nochmal?“ – und fort war er! Nach ihm ritt jeder von uns auch auf dem Hengst – zuerst Hermann, dann Walter und ich und zum Schluß Birgit, die eigentlich nicht vorgehabt hatte, sich auf etwas Wilderes als ihr Pony zu setzen – und nun: mit dem 3jährigen Hengst in der Steppe! Barbaris entpuppte sich als sehr gutes Pferd, ließ sich lenken und zeigte keine Widersetzlichkeiten. So manch einer aus unserer Gruppe überlegte schon, ob im Stall zuhause nicht noch Platz war! Noch dazu meinte Baatr, dass der Hengst weit weniger kosten werde als vergleichbare Warmblüter bei uns. Dieser Steppengalopp war jedenfalls ein herrliches Erlebnis, und nachdem Sigrid auch noch von der Reittour erzählte, an der sie schon teilgenommen hatte („So bin ich noch nie geritten... einfach geradeaus in die Steppe, manchmal eine Viertelstunde nur Galopp!“), sahen wir alle im Geiste unsere Terminkalender durch, ob wir nächstes Jahr schon was vorhaben, wenn Reinhard wieder Wanderritte von diesem Gestüt aus organisiert ( www.tulipan-reisen.de ) !

Nun ging es wieder zurück über die Hängebrücke zum Haus des Gestütsverwalters Grischa, Raissas Bruder, wo wir zu Mittag aßen. Vorher hatte unser Reiseleiter noch einen den Kauf eines Achal-Tekkkiners besiegelt, und auf dies sowie auf die mutige Steppenreiterin mussten wir natürlich mehrmals anstoßen! Das Gestüt bietet beim Pferdekauf einen einzigartigen Service: In Zusammenarbeit mit einer Spedition ist die Lieferung des Pferdes bis an die Haustür einschließlich der Grenzformalitäten enthalten! So kann man tatsächlich einfach nach Russland fahren, sich ein Pferd aussuchen und hat keine weiteren Schwierigkeiten.

Nach dem Essen liefen wir im Dorf herum, sahen ein braun-schwarz-türkises Huhn, Entenküken, ein Arbeitspferd und ein Schwein mit Ferkeln am Zaun mitten an der Straße liegen! Wir wollten gerne noch mehr Arbeitspferde sehen; Baatr machte es möglich, und so fuhren wir durch die Steppe und trafen einen Tabun (= Herde) Pferde und Rinder mit berittenem Hirten an! Die Pferde gehörten verschiedensten Rassen an, wir sahen Stuten und Fohlen in den unterschiedlichsten Farben und Größen. Sie werden als Arbeitspferde verkauft; diejenigen, die übrig bleiben, kommen zum Schlachter. Es waren wunderschöne Tiere dabei, die sich sicher für die verschiedensten Verwendungszwecke eignen würden.

Auf der Heimfahrt hielten wir an Erdhügeln, die laut Baatr Gräber der Skythen waren. Dies konnte er am nächsten Tag im Volkskundemuseum auch beweisen!

Beim Abendessen erfuhr Reinhard, dass sich seine Familie nicht nur um den Achal-Tekkiner-Hengst, sondern auch um einen Schwiegersohn bereichern wird! Das war doch etwas zuviel für einen Tag, aber Reinhard meisterte das mit dem ihm eigenen, unerschütterlichen Humor, der uns alle ansteckte, und so verbrachten wir einen recht lustigen Abend mit vielen Trinksprüchen auf Familie, Pferde und Rußland! 

 

Pjatniza, 12. 9. – Stadtbesichtigung Elista

Als erstes stand das Volkskundemuseum der Hauptstadt Kalmückiens auf dem Plan. Die Führerin berichtete sehr ausführlich, Olga musste alles übersetzen. Es waren interessante Exponate dabei, und wir erfuhren, dass das Wort „Hurra“ ursprünglich der Schlachtruf der Kalmücken war, dann von der russischen Armee übernommen wurde und schließlich nach Deutschland kam! Dann liefen wir in der Stadt herum, sahen ein buddhistisches Tor und das Regierungsgebäude, wo neben den Nationalflaggen die Flagge der Weltschachvereinigung hängt! Weiter fuhren wir zum Denkmal der Deportation der Kalmücken nach Sibirien (1943- 57). Auf der einen Seite des Bronzequaders sieht man verzweifelte Menschengesichter, auf der anderen panische Pferdeköpfe. Es folgte der buddhistische Tempel, der letztes Jahr neu gebaut wurde. Eine Novizin führte uns herum und gab sich große Mühe, uns die Symbolik der Wandgemälde zu erschließen.

Nach dem Mittagessen gingen wir zum Einkaufen auf den Markt, wo es aber außer ein paar buddhistischen Ständen und einem Souvenirladen die gleichen Sachen aus asiatischer Massenproduktion gab wie bei uns auch. Handwerkliche Produktion gab es ja in der Sowjetzeit nicht, solche Dinge müssen sich nun erst wieder entwickeln! Anschließend fuhren wir nach Trotzkie zu unserer Unterkunft, wo Baatrs Schwester, Sveta, ein großes Essen vorbereitete. Bei diesem Anlaß konnten wir auch allen danken, die an dieser Reise beteiligt waren: unserem Reiseleiter Reinhard, der mit großem Idealismus und viel Erfahrung einmalige, außergewöhnliche Reisen organisiert; unserem Fahrer Mischa, der sich durch hektische Städte genauso erfolgreich durchgekämpft hatte wie durch Extrem-Gelände-Steppenwege, unserem Manager Baatr, der alle unsere Einfälle hatte realisieren können, und unseren Übersetzerinnen Raissa und Olga, die sicher keine einfache Arbeit hatten, noch dazu, da es sich des öfteren um nicht alltägliches Fachvokabular handelte!

An diesem Abend hatte ich auch endlich noch Zeit, spazieren zu gehen: Es war Vollmond, und ich fand schnell aus dem Wohngebiet heraus und war in der Steppe! Vom Mond hell erleuchtet, wirkten die Ebenen und die Hänge an einem alten Flusslauf noch irrealer als beim Tag. Ich lief eine ganze Zeit lang herum und setzte mich ins Gras, um den Anblick zu genießen.

Für Sigrid, Hermann, Birgit und Jürgen ging es am nächsten Tag wieder heim, für Walter und mich begann das Abenteuer, alleine weiter zu reisen!

 

         Subbota, 13. 9. – Rückfahrt nach MinVod

Schon um halb sechs mussten wir losfahren, um rechtzeitig am Flughafen in Mineralnye Vody zu sein. Ich saß bei Mischa und seinem Beifahrer vorne, bis Jürgen in Baatrs Auto umstieg und hinten ein Platz frei war. Wir hielten an der gleichen Raststätte wie auf der Hinfahrt und aßen Suppe. Ab dort sind wir dann einen anderen Weg gefahren. Das Wetter wurde immer schlechter, in MinVod war schließlich Sturm und Nieselregen. Am Flughafen bekamen wir Probleme, weil die Migrationnaja Karta in Elista hätte abgestempelt werden müssen! Reinhard einigte sich mit der Polizei darauf, dass er am Montag noch mal käme, um alles zu klären. Wir warteten dann im Bus noch, bis der Check-in-Schalter offen war und Sigrid, Birgit, Hermann und Jürgen zum Flugzeug gehen konnten. Sie mussten dann jeder 550 Rubel für den fehlenden Stempel zahlen! Anschließend brachte Mischa Walter und mich wieder zu Pjotrs Haus, wo wir was zu essen bekamen und später Olga, Reinhard und Baatr wieder trafen. Gegen fünf Uhr ließen wir uns von Viktor zum Bahnhof nach MinVod bringen, wo uns Pjotr und Viktor noch beim Fahrkartenkauf für den Nachtzug nach Salsk geholfen haben. Wir gingen dann ein kleines Stück in der Stadt spazieren, kauften ein und tranken Tee, bis wir kurz nach zehn in den Zug einteigen konnten, der hier an allen Bahnhöfen längere Aufenthalte hat. Wir waren auch noch im falschen Abteil und mussten noch mal wechseln, als wir gerade eingeschlafen waren!

 

Waskrisenije, 14. 9. – Ankunft im Gestüt Budjonny

Wir kamen um 7.30 Uhr in Salsk an und gingen in ein Cafe zum Frühstücken. Die Bedienung war sehr hilfsbereit und bestellte uns ein Taxi zum Gestüt Budjonny. Die Fahrt von fünf km kostete 100 Rubel. Haben uns in dem zum Gestüt gehörenden Dorf durchgefragt, bis wir den Ausbildungsstall gefunden hatten, wo auch am Sonntag Leute arbeiteten. Dort hat uns ein netter Angestellter den Trainer vorgestellt, wir durften die Hengste anschauen, die in diesem Stall vor allem zum Training für Springen stehen! Auf dem großen Reitplatz vor dem Stall finden auch Turniere statt. Budjonnys sind eine Rasse, die nach dem zweiten Weltkrieg aus Donpferden, dem Pferd der Donkosaken, und englischen Vollblütern entstand. Sie stehen im Warmbluttyp, sind kräftig und elegant, meistens fuchsfarben mit Goldglanz. Ihnen wird eine starker, aber ruhiger Charakter nachgesagt. In Russland werden sie vorwiegend im Springen eingesetzt, eignen sich darüber hinaus vor allem für Ausdauerleistungen und –schon allein wegen der Aufzucht- fürs Gelände.

Wir wurden dann zum Wohnheim geführt, wo wir das „schönste“ Zimmer und die besten Matratzen bekamen. Das Wohnheim war sicher früher ein schönes Gebäude, einstöckig mit ca. 20 Zimmern, aber jetzt ist es in einem sehr schlechten Zustand, der Putz bröckelt, das Bad besteht aus einem alten Waschbecken und einer Badewanne mit einem kurzen Wasserschlauch. Klo ist auf der anderen Straßenseite. Walter war ziemlich schockiert über den Zustand und über die Tatsache, dass er drei Tage lang so wohnen muß. Die Wohnheimwärterin war sehr nett und begleitete mich zur Hauptstraße. Dort gibt es einige Lebensmittelgeschäfte, in einem davon ist ein Telefon, von wo aus ich meiner Mutter zum Geburtstag gratulierte. Anschließend gingen wir wieder zu den Stallungen. Auf dem Weg dorthin muß man ein kleines Tal durchqueren, in dessen Mitte ein fast ausgetrockneter Bach läuft. Zu beiden Seiten sind Wiesen und einzelne Bäume, und frei laufend weiden Gänse, Rinder und Schafe. Im Gestüt sahen wir eine Gruppe von ca. 35 eineinhalbjährigen Junghengsten im Paddock. Schöne Pferde, gut entwickelt, noch scheu; auch zwei Tekkiner-Don-Kreuzungen, isabell-glänzend, waren dabei. Allerdings sind die Pferde nicht gepflegt, die Hufe brechen von selbst aus, einige Pferde haben unkorrigierte Bockhufe, viel Mauke sieht man auch. Andererseits gibt das eine gute Auslese, wenn solche Dinge unbehandelt bleiben. Kleine Neigungen zu Problemen werden nicht durch Korrekturen vertuscht, sondern kommen zur vollen Ausprägung, was dann zum Zuchtausschluß dieser Tiere führt. Der Paddock ist recht groß, mit Bäumen und Futter- und Wassertrögen. Jedoch wunderte ich mich schon etwas, dass in einem so weiten Land die Pferde nicht viel besser aufwachsen als bei uns in Deutschland. Doch gegen halb drei Uhr kam jemand mit einem Pferd am Halfter. Er scheuchte die Hengste mit einer Peitsche vom Zaun weg und öffnete das Tor. Daraufhin kamen alle Pferde im Schritt aus dem Paddock heraus und liefen ganz ruhig in Richtung der riesigen Wiese, die hinter den Stallungen liegt. Der Hirte schwang sich auf das ungesattelte Pferd und ritt hinter der Herde her, die den ganzen Nachmittag frei auf der uneingezäunten Wiese laufen darf. Man kann sich vorstellen, wie dadurch die gesunde Entwicklung, das Sozialverhalten und die Geländesicherheit gefördert wird!

Anschließend haben wir einen Stall angeschaut, wo Englische Vollblut-Althengste und Junghengste stehen, die vorselektiert wurden: Die Hengste in diesem Stall werden nicht trainiert und stehen zum Verkauf. Der dortige Stallmeister Andrej war mit meinen mangelnden Russischkenntnissen unzufrieden und hat erzählt, dass seine Frau Deutsch kann, weshalb wir sie kennen lernen sollten! Wir gingen dann ins Dorf zum Einkaufen und aßen dort Schaschlik. Zurück im Wohnheim nahm mich die Wärterin zu ihrem Haus mit, um mich ihrem Sohn Alexej vorzustellen. Wir holten dann noch Walter und tranken Tee. Wieder zurück, wurden wir doch noch von Andrej abgeholt. Wir fuhren mit ihm zu einer Getreidetrocknungsanlage, wo seine Frau arbeitet und sprachen kurz mit ihr. Anschließend fuhren wir zum Geschäft im Dorf, wo wir Bier tranken. Dann nahm uns Andrej noch zu Verwandten mit, die im Garten zu Abend gegessen hatten. Wir mussten auch noch was vom Essen probieren und bekamen Weintrauben und Äpfel mit!

 

Ponidjelnik, 15. 9. – Gestüt Budjonny

Wir standen recht spät auf und frühstückten in einem der Läden im Dorf. Anschließend wollten wir mit dem Direktor des Gestütes sprechen. Alexej begleitete uns. Jedoch war der Direktor vormittags nicht da, deshalb gingen wir weiter zum Stall. Wir sahen einen Hengst unter dem Sattel und besuchten die Junghengste im Auslauf. Zu Mittag kauften wir im Dorf ein halbes Hähnchen und Brot und aßen das zusammen mit Obst in der kleinen Parkanlage des Dorfes (mit Lenin-Denkmal!) Wir versuchten dann wieder, den Direktor zu sprechen und wurden auf vier Uhr vertröstet. Wir gingen zum Stall, sahen die Junghengste auf der Weide und mehrere Pferde beim Reiten. Beim nächsten Versuch war der Direktor endlich da. Wir unterhielten uns recht nett, er fragte, welche Erfahrungen ich mit meinem Oshavek gemacht hatte und wie wir hier am Gestüt lebten. Meine Fragen konnte er kaum beantworten, weil er erst seit zwanzig Tagen den Posten des Direktors inne hat! Das Gestüt ist seit zwei Jahren privatisiert und gehört zusammen mit kleineren Gestüten zu einer großen Firma. Wie alle Gestüte gehört auch zu diesem ein landwirtschaftlicher Betriebszweig. Wir gingen dann wieder zu den Pferden. Wir sahen, wie die Junghengste gegen Abend zum Füttern rein getrieben wurden. Nach dem Futter – gequetschter Hafer und Gerste, eingeweicht, anscheinend in ganz Russland das übliche Pferdefutter- durften sie wieder raus. Beim Fressen waren sie unglaublich ruhig und friedlich! Später wurden wir von der netten Stallwärterin des Ausbildungsstalles zu einem anderen Stall geschickt, der sich als der Hauptstall entpuppte. Dort standen herrliche Hengste, größtenteils schon sehr alt. Vor dem Stall ist ein Vorführplatz mit überdachtem, halbrunden Zuschauerpavillon wie in Stavropol. Als wir gehen wollten, stand Andrej vor der Stalltür und nahm uns mit, um mit einigen anderen Gestütsangestellten im Pavillon Wodka zu trinken! Nach kurzer Zeit fuhren wir aber mit ihm weiter, weil seine Frau uns zum Essen eingeladen hatte. Zu ihrem Haushalt gehören Babuschka, Tochter, Kuh, Kalb, Hühner, Hunde und Katzen. Ich lief noch mal zum Wohnheim, um den extra gekauften Wein und Pralinen zu holen. Es gab zum Essen neben Brot, Äpfeln, Piroggen und Salat russischen Borschtsch, Kartoffeln mit Huhn und auch noch Pelmini, die traditionelle russische Variante von Ravioli! Den Wein haben wir auf russische Art getrunken: nach jedem Einschenken wurde angestoßen und das ganze Schnapsglas voll auf einmal ausgetrunken. Später kamen noch Andrejs Schwester mit Mann und Tochter und brachten Trockenfisch und Bier mit. Andrejs Frau ist Russlanddeutsche und hat Deutsch gelernt, um ein Sprachzertifikat für die Umsiedlung zu erhalten. Die Familie ist aber noch unschlüssig, ob sie nach Deutschland gehen soll, und wir unterhielten uns auf russisch und deutsch, in welchem Land das Leben besser ist.

 

            Btornik, 16. 9. – Stutenherde im Gestüt Budjonny

Wir standen früh auf und hatten doch keine Zeit zum Frühstücken mehr. Wir wollten zusammen mit einer Kommission mit einem Bus zum Stutentabun fahren. Das Gestüt hält am Zentralstall neben den Deckhengsten einen der zwei Tabune (=Herden) Junghengste. Der zweite Junghengsttabun sowie zwei Tabune Jungstuten und drei Tabune Zuchtstuten leben an verschiedenen außerhalb gelegenen Standorten. Junghengste wie –stuten werden vor dem Zuchteinsatz auf der Rennbahn oder im Reitsport geprüft. In Russland sind Rennen allgemein üblich zur Leistungsprüfung vieler Rassen, unter anderem auch bei Arabern und Budjonnys! Die Züchter erklären das damit, das Rennen die härteste Prüfung für Gelenke, Sehnen, Atmungsapparat und Kreislauf sind. 

Der Bus fuhr natürlich zu einer anderen Zeit und von einem anderen Ort los, als uns der Direktor gesagt hatte. Wir fragten noch einmal nach und wurde von einem Angestellten mit dem Auto hingebracht. Am dortigen Stall wurden wir von einem jungen Tierarzt, Dimitri, empfangen, der uns in den Paddock mitnahm, wo gerade die Stuten einzeln beurteilt wurden. Die Fohlen waren alle in den einen Auslauf gebracht worden, während die Stuten aus dem zweiten Auslauf über ein Fanggatter wieder zu ihren Fohlen kamen. Im Fanggatter wurden sie aufgehalftert, rausgeführt und von der Kommission anhand von Größe, Körperformen und Bemuskelung beurteilt. Verletzte Tiere wurden von dem Tierarzt und einer Tierärztin behandelt, wobei ich zuschauen durfte. Das Gestüt züchtet Budjonnys und Donpferde, wobei die Donpferde die laufende Kaltbrandnummern über 200 erhalten. Der Tierarzt hat mir verschiedene Typen der Budjonnys gezeigt: man unterscheidet Renn- und Sportlinien, und kann an einzelnen Tieren Typmerkmale in Richtung der Rassen Kabardiner und Achal-Tekkiner erkennen. Der Zaun des Auslaufes, wo Stuten und Fohlen über Nacht sind, ist aus aufrecht stehenden langen Zweigen gemacht, damit die halbwilden Tiere nicht herausspringen. Die Stuten und Fohlen waren auch scheuer als in anderen Gestüten und ließen sich freilaufend kaum anfassen, während sie beim Aufhalftern und Vorführen erstaunlich ruhig waren.

Der Tierarzt brachte uns dann zurück zum Dorf. Wir tranken Tee und aßen die Piroggen, die wir am Abend zuvor mitbekommen hatten. Ich ging anschließend in den kleinen Lebensmittelladen mit der wunderschönen winzigen Apotheke (ein kleines Regal an der Wand mit Medikamenten, davor Verkaufstisch und Glasscheibe, hinter der der Apotheker sitzt und ein Buch liest) und bat die nette Verkäuferin, für mich im Rostover Reitclub anzurufen, damit dort unsere Unterkunft geregelt ist. Wir gingen dann zum Wohnheim, wo Walter Mittagsschlaf hielt, und weiter zum Reitstall. Dort wurden der Kommission und Kaufinteressenten Jungpferde aus dem Ausbildungs- und dem Verkaufsstall vorgeführt. Die junge Tierärztin Tosja war auch da, ich unterhielt mich die ganze Zeit mit ihr auf englisch. Sie ist Tierärztin für das Gestüt inklusive fast aller Tabune, hat diese Arbeit aber erst angefangen! Sie hat eine Budjonnystute, die sie vom Schlachter übernommen hat. Pferde werden in Russland wie landwirtschaftliche Nutztiere angesehen und bei Krankheiten oder Schwierigkeiten oft eher geschlachtet oder verkauft statt therapiert. Das ist auch dadurch bedingt, das es einfach sehr viele Pferde in Russland gibt! Deshalb kann man sogar auf den großen Gestüten Pferde von hervorragender Qualität und bester Aufzucht äußerst günstig kaufen. Wir gingen dann noch zum Hengststall, wo uns eine nette Stallwärterin extra Licht machte und auf mein Anfragen hin viele Boxen aufmachte, damit wir fotografieren konnten! Zurück im Wohnheim hatten wir uns mit Tosja verabredet. Weil sie nicht da war, sind wir alleine zum Essen ins Dorf. Wir unterhielten uns noch nett mit den Leuten von der Schaschlikbude. Tosja trafen wir dann später doch noch im Wohnheim, wo sie auch wohnt, und unterhielten uns noch lange mit ihr.

 

            Sreda, 17. 9. – Fahrt nach Rostow am Don

Bin morgens noch mal zum Stall gelaufen, verabschiedete mich von allen Leuten und bin dann zurück, weckte Walter und bin mit Alexej los, um die Migrationaja Karta abstempeln zu lassen. In der Dorfverwaltung war aber dienstfreier Vormittag. Alexej sprach daraufhin mit seiner Nachbarin, die wusste, dass ein Hotel in Salsk Stempel vergibt. Also fuhren wir mit Alexej mit dem Taxi nach Salsk. Im Hotel konnten wir uns einig werden; der Verwalter war sehr begeistert über meinen Vorschlag, daheim über das Hotel zu berichten. (Hotel Ljubilejna, Stadt und Landkreis Salsk, Rostovskaja Oblast, Russland)

Wir fuhren weiter zum Bahnhof, um zu erfahren, dass vor fünf Minuten ein Zug nach Rostov am Don abgefahren war! Also nahmen wir einen kleinen Linienbus zum Busbahnhof, kauften Tickets für die Busfahrt nach Rostov und aßen zusammen mit Alexej in einem Cafe eine Kleinigkeit. Die Busfahrt dauerte drei Stunden, im Bus war es sehr heiß, und an vielen Haltestellen war auch noch Aufenthalt! In Rostov stiegen wir an der von Alexej empfohlenen Haltestelle nicht weit vom Fluß Don aus und waren schon im Zentrum. In einem Buchgeschäft kauften wir einen Stadtplan und gingen noch in ein Cafe. Dann suchten wir einen Taxistand und erfragten den Preis für die Taxifahrt zum Club Werchowoj Jesdi. Der Taxifahrer war total nett. Weil er den Reitclub nicht kannte, wollte er dort anrufen; als er niemanden erreichte, hat er über Funk einen Kollegen gefragt, der weiter wusste! Dort angekommen, wurden wir nett empfangen, die Pferde wurden uns vorgestellt und wir bekamen schöne, kleine, saubere Zimmer, mit einem Bad mit Dusche. Walter duschte auch gleich sofort. Der Reitclub (http://horse.rostovcity.ru) liegt mitten in einem Wohngebiet, dementsprechend klein sind Stallungen und Boxen, Koppeln gibt es gar nicht. Immerhin ist nebenan ein schöner Wald. Der Club ist vor allem auf Springsport ausgerichtet, hat viele Pferde deutscher Abstammung und ist halt ein richtiger Reitverein, wie wir ihn auch kennen, mit all den Personen und Persönlichkeiten, die wir an unseren Vereinen so lieben...

Abendessen bekamen wir in der kleinen Bar des Clubs und unterhielten uns noch länger mit einem Jungen, Jarik, der dort arbeitet und im Club sein eigenes Pferd, ein Holsteiner Springpferd, stehen hat.

 

            Tschetwerg, 18. 9. - Rostow

Wir frühstückten bei der Mutter der Clubpräsidentin und gingen danach im Wald spazieren. Es ist ein schöner Wald, hauptsächlich junge Eichen, und es war auch schönes Wetter! Wieder zurück schauten wir beim Reiten zu und unterhielten uns mit der Präsidentin Tatjana Nagornaja. Sie besitzt neben dieser Anlage Pferde in anderen Ställen und einen Stall am Meer, wo Reiturlaub angeboten wird, und hofft auf deutsche Gäste! Man könnte doch auch das eigene Pferd mitbringen, wäre mit 100$ für die Box auch billiger als in Deutschland... Die Zimmer sind mit 500 Rb günstig, für die Autobenutzung zahlten wir rund 300 Rb am Tag; das Essen ist mit 250 Rb pro Person überteuert. Reiten kostet 300 Rb. Wir fragten dann, ob es möglich wäre, zu reiten, und bekamen gleich einen braunen Warmbluthengst. Er war gut zu reiten, aber so harte Hand gewöhnt wie in der englischen Reitweise üblich. Walter ist nur Schritt am langen Zügel geritten. Anschließend aßen wir was und schauten Videos über Turniere des Reitclubs an, unter anderem sahen wir Aufnahmen von einem Turnier im Gestüt Budjonny und einem im Hippodrom von Baku! Dann fuhren wir mit T. Nagornaja in die Stadt. Wir besichtigten zuerst das Hippodrom, wo noch einige Turnierpferde des Clubs stehen. Es gibt dort neben Renntraining normalen Reitbetrieb, zwei Hallen, einen zweistöckigen Stall, und es werden Turniere abgehalten. Wir fuhren weiter in die Stadt und ließen uns am Boroschilowski-Prospekt absetzen. Dort gingen wir durch eine Geschäftsstraße zum Budjonny-Prospekt und diesen entlang durch einen Markt bis zum Don. Am Fluß liefen wir ein Stück entlang und dann durch ein Viertel mit schönen, backsteinverkleideten, alten Häusern wieder zurück. Wir mussten noch mal eine Runde durch die Straßen laufen, um alle Mitbringesel zu kaufe. Ich kaufte ein russisches Anatomiebuch und sah die Fillis-Reitlehre auf russisch! Um 19 Uhr wurden wir wieder abgeholt, diesmal mit dem Mercedes-Geländewagen des Mannes der Clubpräsidentin. Wir aßen wieder bei ihrer  Mutter zu abend und schauten bis Mitternacht mit Jarik zusammen Turniervideos an, allerdings wollte er nur Springen sehen!

 

            Pjatniza, 19. 9. - Reitclub

Nach dem Frühstück sahen wir kurz beim Reiten zu und besprachen dann unser eigenes Reiten. Die Reitlehrerin schlug vor, Walter am Führstrick zum Ausreiten mitzunehmen, da hat er sich aber geweigert! Stattdessen ritten wir dann mit Jarik aus. Er hatte ein junges Turnierpferd, Walter den Warmbluthengst von gestern mit einem Trachtensattel und ich einen großen grauen Wallach. Es war ein schöner Ausritt bei Sonne durch den Wald. Anschließend aßen wir etwas und sahen zu, wie alle Pferde zum Fotografieren der Präsidentin vorgeführt wurden, was recht lustig war: Die Pferde haben nie so geschaut, wie sie sich das vorgestellt hatte, und sie hat dann dafür die armen Angestellten rumkommandiert. Eigentlich wollten wir danach noch irgendwohin fahren, das hat aber nicht mehr geklappt. Also packten wir unsere Sachen, waren im Stall und spazieren und zum Abendessen wieder bei der Seniorchefin.

 

            Subbota, 20. 9. - Heimflug

Zehn vor acht wurden wir schon zum Frühstück gerufen, obwohl acht ausgemacht war! Natürlich waren wir eh nicht früher fertig. Später schaute ich noch mal in den Stall und sah zu, wie die Clubmitglieder mit Longen Heu auf den Dachboden hochgezogen haben. Wir wurden dann in Begleitung der Clubpräsidentin zum Flughafen gefahren und mussten noch länger bis zum Einchecken warten. Bei der Gepäckkontrolle wurde ich gefragt, was in den Flaschen sei, die beim Durchleuchten aufgefallen waren. Die kleinen Flaschen Wodka waren okay, und das in der großen Flasche Limonade sei, wurde mir sogar geglaubt! So konnte ich meinen Wermut-Wein herausschmuggeln. Bei der Passkontrolle hatten wir noch Probleme, weil der Stempel auf der Migration Card nicht ganz ordnungsgemäß war. Ich stellte mich einfach dumm und sagte, ich hätte mich auf den Hotelverwalter verlassen, und wir hätten tatsächlich drei Wochen in Salsk zur Erholung verbracht! Wir flogen dann von Rostov nach Moskau. Unterwegs wurden die Wolken immer mehr, bis uns in Moskau der schon bekannte Regen erwartete! Der Aufenthalt am Flughafen verging recht schnell, und gegen halb elf waren wir wieder in München!

           

 

 englischen Reitweise üblich. Walter ist nur Schritt am langen Zügel geritten. Aßen anschließend was und schauten Videos über Turniere des Reitclubs an. Dann fuhren wir mit T. Nagornaja in die Stadt. Wir besichtigten zuerst das Hippodrom, wo noch einige Turnierpferde des Clubs stehen. Es gibt dort neben Renntraining normalen Reitbetrieb, zwei Hallen, einen zweistöckigen Stall, und es werden Turniere abgehalten. Wir fuhren weiter in die Stadt und ließen uns am Boroschilowski-Prospekt absetzen. Dort gingen wir durch eine Geschäftsstraße zum Budjonny-Prospekt und diesen entlang durch einen Markt bis zum Don. Am Fluss liefen wir ein Stück entlang und dann durch ein Viertel mit schönen, backsteinverkleideten, alten Häusern wieder zurück. Wir mussten noch mal eine Runde durch die Straßen laufen, um alle Mitbringesel zu kaufe. Ich kaufte ein russisches Anatomiebuch und sah die Fillis-Reitlehre auf russisch! Um 19 Uhr wurden wir wieder abgeholt, diesmal mit dem Merceds-Geländewagen des Mannes der Clubpräsidentin. Aßen wieder bei ihrer  Mutter zu abend und schauten bis Mitternacht mit Jarik zusammen Turniervideos an, allerdings wollte er nur Springen sehen.

 

            Pjatniza, 19. 9. - Reitclub

Nach dem Frühstück sahen wir kurz beim Reiten zu und besprachen dann unser eigenes Reiten. Die Reitlehrerin schlug vor, Walter am Führstrick zum Ausreiten mitzunehmen, da hat er sich aber geweigert! Stattdessen ritten wir dann mit Jarik aus. Er hatte ein junges Turnierpferd, Walter den Warmbluthengst von gestern mit einem Trachtensattel und ich einen großen grauen Wallach. Es war ein schöner Ausritt bei Sonne durch den Wald. Anschließend aßen wir etwas und sahen zu, wie alle Pferde zum Fotografieren der Präsidentin vorgeführt wurden, das war lustig. Die Pferde haben nie so geschaut, wie sie sich das vorgestellt hatte, und sie hat dann dafür die armen Angestellten rumkommandiert. Eigentlich wollten wir danach noch irgendwohin fahren, das hat aber nicht mehr geklappt. Also packten wir unsere Sachen, waren im Stall und spazieren und zum Abendessen wieder bei der Seniorchefin.

 

            Subbota, 20. 9. - Heimflug

Zehn vor acht wurden wir schon zum Frühstück gerufen, obwohl acht ausgemacht war. Natürlich waren wir eh nicht früher fertig. Später schaute ich noch mal in den Stall und sah zu, wie die Clubmitglieder mit Longen Heu auf den Dachboden hochgezogen haben. Wurden dann in Begleitung der Clubpräsidentin zum Flughafen gefahren und mussten noch länger bis zum Einchecken warten. Bei der Gepäckkontrolle wurde ich gefragt, was in den Flaschen sei, die beim Durchleuchten aufgefallen waren. Die kleinen Flaschen Wodka waren okay, und das in der großen Flasche Limonade sei, wurde mir sogar geglaubt! So konnte ich meinen Wermut-Wein herausschmuggeln. Bei der Passkontrolle hatten wir noch Probleme, weil der Stempel auf der Migration Card nicht ganz ordnungsgemäß war. Ich stellte mich einfach dumm und sagte, ich hätte mich auf den Hotelverwalter verlassen, und wir hätten tatsächlich drei Wochen in Salsk zur Erholung verbracht. Flogen dann von Rostov nach Moskau. Unterwegs wurden die Wolken immer mehr, bis uns in Moskau der schon bekannte Regen erwartete. Der Aufenthalt am Flughafen verging recht schnell, und gegen halb elf waren wir wieder in München.

 Anna Seuberth - Pappenheim