Kaukasische Pferderassen

 

Pferderennen als Methode der Prüfung von Pferden

Der Pferdesport gewinnt in vielen Ländern der Erde immer größere Popularität. In den letzten Jahren kamen zu den klassischen Arten der Wettkämpfe wie Vielseitigkeit, Dressur und Springreiten, moderner Fünfkampf noch zusätzliche Disziplinen wie Pferderennen, Mannschaftswettbewerbe, Distanzreiten und andere hinzu. Angaben der Pferdewettbewerbe offenbaren nichts Neues für unser Land, besonders betrifft das die weiteren Prüfungen der Pferde. Viele Völker der ehemaligen UdSSR (Kabardiner, Turkmenen, Kasachen und andere) kultivierten bei der Zucht ihrer Pferde auf Grund der historischen Besonderheiten in der Lebensweise vor allem die Widerstandsfähigkeit, die Stärke des Körperbaus, sowie die Fähigkeit schnell Kräfte wiederzugewinnen. Gerade diese Qualitäten bestimmen die Merkmale von Pferden, die an Langstreckenprüfungen teilnehmen.

Viele örtlich heimische Rassen, die in den klassischen Arten des Pferdesports nicht konkurrenzfähig waren, entfernte man aus der heimischen Umgebung und unterzog sie einer unbegründeten Kreuzung mit reinblütigen englischen Rassen, um sie größer, schneller und für den westlichen Leistungssport tauglicher zu machen, was aber bei den allermeisten zum Verlust der einmaligen, charakteristischen, vor allem aber typischen Eigenschaft führte und eine Pferderasse mit durchschnittlichen -meist schlechteren - Reitpferdequalitäten ergab.

Das bestehende (angewandte) System der Prüfung von Halbblütern in Flachrennen auf der Pferderennbahn, das vom Prüfungssystem der reinblütigen englischen Rassen kopiert wurde, sagt nichts zu den Zielen der Zucht solcher Rassen aus und kann keine objektiven Beurteilungen für die Auswahl geben. Die Einführung eines Prüfungssystems basierend auf Langstreckenrennen kann eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Gen-Fonds von Pferden einiger halbblütigen und regionalen Rassen spielen.

Wenn man die Resultate der internationalen Distanzprüfungen in den letzten zwei Jahrzehnten analysiert, kann man sich leicht überzeugen, dass die überwältigende Mehrheit der Sieger und Preisträger Vertreter der arabischen Rasse oder Pferde mit einem großen Anteil arabischen Blutes sind.

Es wird angenommen, dass Pferderennen ihren Anfang in Arabien hatten, wo die Pferdezüchter der Beduinen, die erkannt hatten, dass sich Pferde in der Wüste schneller bewegen als Kamele, begannen, arabische Rennpferde in Rennen zu prüfen. In Europa erkannte man die Bedeutung von Distanzprüfungen der Pferde erst nach vielen hundert Jahren an - am Anfang des 19. Jahrhunderts. Rennen wurden als wichtige Elemente der Ausbildung der Kavallerie genutzt.

Die russische Kavallerie machte Trainingsritte über Hunderte Kilometer, die zeitweilig Rekordergebnisse brachten. So legte im Jahr 1890 der Kosaken-Hundertschaftenführer (Oberleutnant) D. Peschkow auf dem Wallach "Serko" in 193 Tagen die Strecke von Blagobeschtschenska bis Petersburg, das sind 8.862 Kilometer, zurück. Und der Fähnrich M. Assejew erregte die Gäste der Weltausstellung in Paris im Jahr 1899, der mit zwei Stuten (die er regelmäßig wechselte) in 30 Tagen von Luben aus die französische Hauptstadt (2.633 km) erreichte. In Russland wurden jährlich bis zum Beginn des 1. Weltkrieges und der ihm nachfolgenden Revolution Rennen über 100 Werst durchgeführt.

Nach der Revolution, beginnend mit dem Jahr 1922 waren Pferderennen in das Programm der militärischen Ausbildung der Kavallerie der Roten Armee aufgenommen, aber mit dem Jahr 1935 nahmen an ihnen nicht nur Militärs, sondern auch Sportliebhaber teil. Die Programme dieser Rennen waren verschiedenartig. Als wichtigstes galt ein Rennen über 217 km, welches an drei Tagen durchgeführt wurde. Man führte auch Ausdauerrennen über Entfernungen von 100 km und 30 km durch. J. N. Barminzew bemerkte, dass diese Wettbewerbe unter den Bedingungen strenger tierärztlicher Kontrolle durchgeführt wurden.

Die ältere Generation erinnert sich an das sensationelle Rennen Aschchabad - Moskau, welches 1935 über eine Entfernung von 4.300 km durchgeführt wurde, vollendet auf Pferden der Aschaltekkiner und Jomud Rassen in 83 Tagen.

Eines der bedeutendsten Rennen der Reiter Kabardino - Balkariens war das beispiellose Pferderennen rund um das Kaukasische Bergmassiv über eine Distanz von 3.000 km, das im Winter 1935/36 auf der Laufstrecke Pjatigorsk - Suchumi - Kutaisi - Tiflis - Baku - Machatschkala - Grossni - Wladikawkas - Naltschik - Pjatigorsk durchgeführt wurde. Diese schwere Strecke mit der Überwindung des Sulamsker und Kluchorsker Bergpasses wurde von kabardinischen Pferden in 47 Marschtagen bewältigt. So ähnlich schnell überwanden auch die Teilnehmer eines Langstreckenrennens in einem Geschwindigkeitsmarsch die Entfernung von 600 km auf der Strecke Pjatigorsk - Rostow im Laufe von 5 Tagen und Nächten.

Solche Rekordrennen sprechen überzeugend von großem Potential der einheimischen Pferderassen.

Das Geburtsdatum von Rennen in ihrer modernen sportlichen Form mit strenger tierärztlicher Kontrolle kann auf das Jahr 1955 datiert werden, als in den USA erstmals der "TEVIS Cup" durchgeführt wurde.

Das unbedingte Vorhandensein einer strengen und pedantischen tierärztlichen Kontrolle wurde zur entscheidenden Besonderheit im Resultat der Durchführung der Rennen. Aber diese Langstreckenrennen behielten den Ruf der härtesten Sparte des Pferdesports. Eine der nicht wenigen tragischen Episoden in der Geschichte des Pferdesports ereignete sich im Warschauer 100-Werst-Rennen von 1895 an dem 44 Reiter teilnahmen. Nur 8 Pferde erreichten das Ziel, die übrigen 36 fielen der Strecke zum Opfer. Nach dem Endspurt und Erreichen des Zieles gingen noch zwei Pferde ein. Nicht weniger beklagenswerte Resultate hatten die Wettbewerbe der preußischen und österreichisch-ungarischen Kavalleristen, die Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt wurden. Ein Rennen mit einer Distanz von 400 Meilen wurde zwischen zwei Hauptstädten organisiert: Berlin und Wien. Bereits nach wenigen Tagen verendete ein Pferd und danach blieben noch 25 auf der Strecke. Darum wurden die Durchsetzung strenger Regeln und die Einführung tierärztlicher Begrenzungen zur Sicherung der Gesundheit der Pferde und der Teilnehmer an Rennen eingeführt.

Nach Anerkennung dieser Pferderennen als offizielle Disziplin der Internationalen Föderation des Pferdesports (FEI) lässt sich ein stürmisches Popularitätswachstum dieser Art der Pferdewettkämpfe beobachten. In Großbritannien nahmen so im Verlauf einer Sportsaison 1987 an Rennen über die Distanz von 40 bis 100 Meilen 350 Pferde teil, dabei war eine Anzahl Pferde nicht vertreten, die nur an Rennen über kürzere Entfernungen beteiligt waren.

In den USA beläuft sich die Zahl derer, die an Rennen teilnehmen, auf 5.000. Das lässt nicht auf sich warten, auch seinen Ausdruck in den Resultaten von internationalen Wettbewerben zu finden: in sieben Weltmeisterschaften siegten die Amerikaner sechsmal, wobei Becky Hart auf dem herausragenden arabischen Langstreckenpferd "Grand Sultan" dieses dreimal schaffte. Im Jahr 1996 überholte die 25-jährige Daniela Kanevy ihre Mutter Valerie Kanevy, die Weltmeisterin von 1994. Aber bei der letzten 7. Weltmeisterschaft in Dubai (10.Dezember 1998) holte sich Valerie den Weltmeistertitel mit dem 15-jährigen "High Winds Jedi".

Die erste Europameisterschaft fand 1985 in Österreich statt, und im folgenden Jahr in Rom wurde die I. Weltmeisterschaft für pferdesportliche Rennen über eine Distanz von 160 km unter Teilnahme von Ländern Europas, Amerikas und Australiens durchgeführt. Die II. Weltmeisterschaft folgte 1988 in den USA. An den Ersten Weltpferdesportspielen (1990, Stockholm, Schweden) und am VII. Weltchampionat (1998, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate) nahmen einheimische (russische) Sportler teil. Der Versuch unserer (sowjetischen) Teilnehmer, sich bei der Europameisterschaft 1995 (Frankreich, Marley) durchzusetzen, war leider erfolglos. Nicht ein Pferd aus den Mannschaften unserer Republiken (6 Starter) konnte sich für das Finale qualifizieren.

Betrachten wir die Resultate der I. und VII. Weltmeisterschaften näher.

Die Ersten Weltpferdesportspiele sind dadurch für uns bemerkenswert, dass an ihnen erstmals unsere Vertreter teilnahmen. Von 88 Startteilnehmern an der Pferdemarathondistanz konnten nur 51 zum Einsatz kommen, von ihnen kamen nur 34 erfolgreich durch alle Punkte der Veterinärkontrolle. Das spricht für die Schwierigkeit der 160-Kilometer-Rennstrecke.

Die Aufmerksamkeit der internationalen Sportleute und Pferdezuchtspezialisten erregte der Kabardiner Rappe "Karo". Er machte einen guten Eindruck auf die Spezialisten durch seine überlegenen physischen Eigenschaften. Debütierend in so schweren Wettbewerben, ohne Erfahrung und ohne Mannschaftsunterstützung auf der Strecke, war unser Tandem Reiter-Pferd im Stande in nicht schlechter Form das Ziel zu erreichen, was selbst schon als großer sportlicher Erfolg angesehen werden kann. Die Spezialisten hoben bei "Karo" "tremendous shoulders" (gewaltige Schultern) bei genügend "leichter Statur" hervor und interessierten sich auf Grund dieser Charakteristik für die Kabardiner Rasse. Ebenfalls waren viele neugierig auf den kabardinischen Sattel und seine Konstruktion. Der erzeugte Eindruck und das Interesse an unseren Pferderassen war so groß, daß eine überaus repräsentative englische Delegation zur Teilnahme an dem Pferderennen in Kabardino-Balkarien eingeladen wurde, der H. Scott (Chefredakteur des Pferdesportjournals "Riding"), M. Drumond (Teilnehmerin an großen Pferderennen, Autorin von Büchern und Artikeln, die dieser Sportart gewidmet sind) und C. Cameron (mehrmaliger Champion Schottlands, Mitglied der Nationalmannschaft Großbritanniens) angehörten.

Ergebnisse des Rennens über 160 km bei den Weltpferdesportspielen 1990

Land Reiter Pferd Zeit km/h Pferderasse
USA Becky Hart Grand Sultan 10:33:59 15,20 Araber
GBR Jane Donovan Ibriz 10.41:14 15,00 Araber
AUS June Petersen Abbeline Lionel 10:51:26 14,70 Araber
GBR Joy Loyla G. Portfolio 11:08:18 14,40 Araber
URS Valery Zhiqunow Karo 16:18:49 9,80 Kabardiner

Den überzeugenden Sieg errang die Amerikanerin Becky Hart auf dem Araber "Grand Sultan" (siehe Tabelle 1). Wir erinnern daran, dass dieses überragende Tandem Reiter-Pferd zum dritten Mal Weltmeister wurde! Wir stellen fest, dass erneut arabische Pferde dominierten, obgleich ein Teil der USA-Mannschaft mit Achal-Tekkinern (!) ritt, die mit Ihnen den 8. und 27. Platz belegten.

Die VII. Weltmeisterschaft wurde mit dem Elan der Scheichs der Vereinigten Arabischen Emirate durchgeführt. Es war eine Rekordzahl von Teilnehmern gemeldet - 200 aus 41 Ländern. Der solide Preisfond von 300.000 Dollar wirkte auch besonders stimulierend. Am Start waren 173 Pferde aus 37 Ländern. Unter ihnen war auch eine russische Mannschaft mit der 10-jährigen Englisch-blütigen "Garonna" und dem 9-jährigen Araber "Vyborg" des Gestüts FPK "Kawkasinternational".

Den Sieg errang im Rennen (Tabelle 2) die Amerikanerin Valerie Kanavy auf dem 15-jährigen "High Winds Jedi", die damit ihren Erfolg aus dem Jahr 1994 wiederholte. Nur 78 Reiter gelangten erfolgreich an das Ziel.

Ergebnisse der VII. Weltmeisterschaft

Land Reiter Pferd Zeit km/h Pferderasse
USA Valerie Kanavy High Winds Jedi 09:00:07 17,77 Araber
ITA Fausto Fiorucci Faris Jabar 09:00:12 17,77 Araber
JPN Daisuke Yasunaga Natso 09:05:09 17,61 Araber
UAE Sh Hamdan Bin Ratzia d´Alauze 09:25:22 16,98 Araber
UAE Modh Ali Al Shafar Abrack Theodore 09:25:22 16,98 Araber
MEX Alfonso Duran Beytona Buzz 15:01:34 10,65  
RUS Taov Ali Vyborg 15:18:16 10,45 Araber
RUS Zoukhov Zamir Garonna 15:18:16 10,45 Engl. Vollblut
POL Malgoizata Kruk Elam Mokate 18:27:57 8,66  
 
Mannschaftswertung 1. Neuseeland
  2. USA
  3. Australien

Unsere Sportler erreichten erfolgreich das Ziel und durchliefen es gemeinsam auf dem 64. und 65. Platz mit 6 Stunden und 18 Minuten nach dem Sieger. Es ist unbedingt darauf hinzuweisen, dass die Englischblütige "Garonna", eine Tochter des Derbypferdes "Gaston" des Karbadinsker Gestüts (Smaragd-Guara, Vertreter der deutschen Langstreckenlinie Dark Ronalda), sich auf dem Transport erkältete. Auf sie setzten unsere Trainer große Hoffnungen, weil sie früher erfolgreich bei den Ausscheidungsrennen in Polen gelaufen war. Wir halten fest, dass wieder arabische Pferde in den Rennen dominierten.

Die Wiedergeburt der Langstreckenprüfungen von Pferden in unserem Lande unter modernen Aspekten begann Ende 1980 in Kabardino-Balkarien. Initiator und Organisator der Erneuerung der Pferderennen war der in dieser Zeit dort arbeitende Direktor der Naltschinsker Pferderennbahn und GOSKONJUSCHIN (Staatlicher Pferdezuchtbetrieb im Süden Russlands) Anatoli Kokow. Auf dem Gelände der Pferderennbahn (Hippodrom) wurden eine ganze Serie von Rennen für Pferde der Kabardiner Rassen durchgeführt, die der Wirtschaft der Republik gehörten. Die Rennen wurden nach den internationalen Regeln der FEI unter Teilnahme der Mitarbeiter des Staatlichen wissenschaftlichen Forschungsinstituts für Pferdezucht (BNIK) - E. E. Schukowski, I. E. Inosemzew und L.F. Lebedjew durchgeführt. Im Endergebnis war die Auswahl von 4 Reitern zur Teilnahme an den Ersten Weltreiterspielen in Schweden vorbereitet, die überzeugend in Auswahlrennen gegen Konkurrenten aus anderen Regionen der UdSSR gewonnen hatten. Aber leider verfügte die Bürokratie, dass nur einer unserer Vertreter (W. Shigunow auf "Karo") zum Championat fuhr, der darum auch ohne Mannschaftsbegleitung war.

Aber heute beschäftigen sich real mit Pferderennen nur das unlängst gegründete Gestüt "Kawkasinternational" (A. Mischchoshew) und die spezialisierte Fermersker Wirtschaft "Gueran" (A. Jaganow). Wir erinnern daran, dass mit Pferden der Fermersker Wirtschaft "Gueran" im Herbst 1989 erfolgreich das Pferderennen Amman - Naltschik unter Teilnahme des jordanischen Prinzen Ali durchgeführt wurde.

In der Welt existieren viele Pferderassen mit ausgezeichneten Langsteckeneignungen. Zu diesen gehören - die andalusische, die oldenburgische und die trakehnische Rasse, französische und Standard Traber sowie viele andere. Aber die anerkannte Weltführung in der internationalen Arena des Pferdemarathons gehört jetzt der arabischen Rasse und ihren Kreuzungen. Gerade sie stellen in überwältigender Mehrheit die Sieger und Preisträger der Pferderennen.

Die ehemalige UdSSR verfügte über reiche und vielfältige Pferdebestände. Einige perspektivisch für Langstreckenprüfungen auszubildende Pferde der örtlichen Berg- und Steppenrassen sind: die Kabardiner, die Karabaghen, die Jomud, die Don, die Kustanaier, die Kuschumsker, die Karabaier und einige andere Rassen.

Großes zootechnisches und sportliches Interesse gewinnen die Durchführung von Vergleichen der Langstreckentauglichkeit einheimischer Rassen mit den besten ausländischen.

Im Zeitraum von 1989 bis 1998 wurden im Nordkaukasus nach internationalen Regeln mit strenger tierärztlicher Kontrolle eine Reihe von 20 Pferderennen über Entfernungen von 60 bis 160 Kilometern durchgeführt. Die Mehrzahl der Rennen wurde in Kabardino-Balkarien durchgeführt, was durch das Vorhandensein einer großen Zahl Enthusiasten und Liebhaber des Pferdesports begünstigt wird.



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